Osnabrück feierte den Tag der Schiene

Stephan Kaiser eröffnet zusammen mit Timo Böttcher (Fa. DENA Stahlform) und Stefan Peitz (Vorsitzender der Osnabrücker Dampflokfreunde) den Tag der Schiene in Osnabrück. Foto: Matthias Beermann

Die Leistungshow des Eisenbahnsektors am Zechenbahnhof

Sonnabend der 16.09.2023 stand am Osnabrücker Piesberg ganz im Zeichen der Eisenbahn. Bundesweit präsentierte sich der Bahnsektor an diesem Wochenende unter dem Motto “Tag der Schiene” mit unterschiedlichsten Veranstaltungen und Kennenlernangeboten. Erstmalig boten in diesem Jahr auch regionale Unternehmen der Osnabrücker Eisenbahnbranche einen gemeinschaftlichen Einblick in ihr jeweiliges Leistungsspektrum. Das große Areal des Zechenbahnhofs, dem Domizil der Osnabrücker Dampflokfreunde, bot neben der erforderlichen Gleise für Fahrzeuge auch genügend Platz für die zahlreichen Ausstellungsstände sowie eine große Veranstaltungsbühe für die zahlreichen interessanten Fachvorträge.

Bereits bei der Einfahrt in den Zechenbahnhof bot sich ein interessanter Blick auf die Ausstellungsfahrzeuge.
Foto: Matthias Beermann
Weitere Stände auf dem Ausstellungsgelände.
Foto: Matthias Beermann

Zentrale Themenschwerpunkte waren (siehe auch Programm hier):

– die vielseitigen Berufsbilder sowie die umfassenden Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten des Sektors
– die Zukunft des öffentlichen Personennahverkehrs vor dem Hintergrund der “Verkehrswende” – politische Herausforderungen und technische Entwicklungen
– die “Einfachbahn” – auch in einem Komplexen System gibt es “einfache Antworten”

“Am Tag der Schiene” präsentierte sich aber nicht nur die moderne Eisenbahn von “heute” und “morgen” sondern auch Eisenbahnnostalgiker kamen voll auf ihre Kosten. Schon die Anreise zum Zechenbahnhof konnte in historischen Personenzugwagen zurückgelegt werden. Am Waagehäuschen war darüber hinaus die Dampflok 042 052 ausgestellt. Das Team der ODF informierte ausführlich über den aktuellen Restaurierungsstand der Maschine.


Ein Blick hinter die Kulissen – Drei Fragen an Stephan Kaiser

Einer gelungenen Veranstaltung geht immer eine akribische Planung und aufwändige Organisation voran. Damit viele Firmen zusammenfinden um sich sektorumfassend zu präsentieren bedarf es immer auch eingagierten Organisatoren, die die Fäden in der Hand halten, offene Fragen klären und die Teilnehmer zusammenbringen. Einer dieser Organisatoren ist Stephan Kaiser, der neben seiner Arbeit als Fahrdienstleiter bei der DB Netz AG die Hebel in Bewegung gesetzt hat, um den Tag der Schiene erstmalig in Osnabrück möglich zu machen. Am Rande der Veranstaltung hatten wir Gelegenheit, Stephan Kaiser ein paar Fragen zu stellen.

Viel Organisation und tolle Präsentation des “Tages der Schiene” – Stephan Kaiser hat die Leistungsshow der Osnabrücker Eisenbahnbranche ehrenamtlich auf die Beine gestellt und durch die Veranstaltung geführt. Foto: Matthias Beermann (16.09.2023)

Stephan, wie bist du auf die Idee gekommen, den Tag der Schiene zu organisieren?

Im letzten Jahr ist mir bei Recherchearbeiten zu meinem Podcast „Gleis-Wechsel“ aufgefallen, wie umfang- und facettenreich die Osnabrücker Eisenbahnbranche ist. Da dachte ich mir, wie sinnstiftend es wäre, die Unternehmen zu vernetzen und gemeinsam Lobbyarbeit für die Schiene zu leisten. Die ganze Branche ist einfach unglaublich wichtig für die Verkehrswende und die Dekarbonisierung des Verkehrssektors. Darüber hinaus passiert da in Sachen Entwicklung und Digitalisierung noch unheimlich viel Spannendes. Und um die Herausforderungen der Zukunft adäquat meistern zu können, benötigt die Schienenbranche händeringend Nachwuchs. Da ich mich ehrenamtlich als Berufsbotschafter der Allianz pro Schiene e.V. engagiere und ich so vom Tag der Schiene erfahren habe, lag es einfach nahe, einen Osnabrücker Ableger zu initiieren.
So war die Idee geboren.

Was waren die größten Herausforderungen?

Die größte Herausforderung war sicherlich, die ganze Organisationsarbeit neben Beruf, Familie, und diversen, anderen Aktivitäten noch unterzubringen. Meine Familie und Ich machen drei Kreuze, wenn die Veranstaltung gut über die Bühne gelaufen ist. Und es war für alle Beteiligten komplett neu, weshalb man gar nicht abschätzen kann, wie die Veranstaltung angenommen wird. Das machte es für alle in Sachen Größe und Budget nicht sehr einfach zu planen.
Aber nun steht das Konzept und die Veranstaltung und wir werden im Nachgang schauen, was gut und was wiederum verbesserungswürdig war.

Was war für Dich persönlich das Highlight des Tages?

Mich hat es sehr berührt, dass teilweise Leute von sehr weit herkamen, um Redebeiträge oder Präsentationen auf der Bühne zu halten. Aus Berlin und Frankfurt führte es die Gäste zu uns.
Und natürlich die teilnehmenden Unternehmen, die sich an Infoständen präsentierten und auch Fahrzeuge und Produkte/Dienstleistungen vorgestellt haben.

Hier geht es übrigens zum erwähnten Podcast “Gleiswechsel

Das Interview führte Matthias Beermann mit Stephan Kaiser

Gastgeber der Leistungsshow – Die Osnabrücker Dampflokfreunde (ODF)

“Unser Anliegen ist die Erhaltung von historischen Bahnfahrzeugen aus unserer Region. Gleichzeitig soll mit dem Betrieb und anderen Aktivitäten diese Erlebniswelt Eisenbahn für zukünftige Generationen erhalten bleiben. Deshalb freuen wir uns auch, dass in unserem Verein alle Generationen zusammenarbeiten, genauso wie wir auf Veranstaltungen das Interesse aller Altersklassen erreichen.”(Quelle: Osnabrücker Dampflokfreunde e.V.)

Dampflok 042 052, die vereinseigene V 65 und die BR 711 der DB Netz AG. Foto: Matthias Beermann
Das Team, das die ehem. Schinkellok wieder flott macht: Ralf Schlapberger, Ludwig Ertl, Bernahrd Kovermann und Reinhard Rolf auf dem Führerstand der 042 052 Foto: Matthias Beermann
Zuverlässiger Pendelverkehr: die V65 mit ihren historischen Umbauwagen aus den 50er Jahren. Foto: Matthias Beermann

Die teilnehmenden Firmen im Kurzportrait

Deutsche Bahn AG

Die DB AG war mit einem großen Stand vertreten. Besondere Highlights waren hier die Simulatoren für mechanische und Spurplanstellwerke. Daneben bot die DB Netz AG auch die Besichtigung eines Triebzuges der BR 711 für die Wartung, Instandhaltung und Reparatur der Oberleitunganlagen zur Besichtigung an. Dass Güter auf die Schiene gehören verkündete ein großer, grüner Container, der zusammen mit einer modernen Rangierlok der BR 261 von DB Cargo auf dem Ausstellungsgelände platz gefunden hatte.

An einem einladend großen Stand lud die DB AG ein. Foto: Matthias Beermann
Unmittelbar nebeneinander präsentierten sich die Fahrzeuge. Foto: Matthias Beermann

Die BR 711 wurde zwischen 2002 und 2004 insg. 23 Fahrzeuge hergestellt. Sie sind bei der DB Netz AG im Einsatz. Foto: Matthias Beermann
Regelmäßig in und um Osnabrück anzutreffen. Ursprünglich sollte diese Baureihe die BR 294/295 ablösen. Foto: Matthias Beermann

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NordWestBahn GmbH

Die NWB beschäftigt rund 850 Mitarbeiter. Sitz des Unternehmens, das zum Transdev-Konzern gehört, ist Osnabrück. Die Flotte umfasst aktuelle insgesamt 123 Elektro- und Dieseltriebwagen. Auf den Nahverkehrsnetzen “Weser-Ems”, “Ostwestfalen” und “Regio S-Bahn Bremen” erbringt die NWB insgesamt 14,5 Mio. Zugkilometer pro Jahr. (Stand Fahrplanjahr 2023)

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Westfalenbahn GmbH

Die WFB beschäftigt rund 280 Mitarbeiter. Sitz des Unternehmens ist Bielefeld. Die Flotte umfasst insgesamt 28 Elektrotriebwagen. Auf den Relationen Braunschweig – Rheine; Braunschweig – Bielefeld und Münster – Emden erbringt die WFB insgesamt 6 Mio. Zugkilometer pro Jahr. (Stand Fahrplanjahr 2023)

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EHB – Eisenbahn- und Hafen Betriebsgesellschaft Region Osnabrück

Die EHB ist ein Tochterunternehmen der Stadtwerke Osnabrück. Sie ist einerseits für den Betrieb des Osnabrücker Hafens zuständig und führt andereseits regionale und überregionale Güterzugtransporte durch. Sitz des Unternehmens ist Osnabrück. Die auf der Leistungsshow ausgestellte DE 18 gehört allerdings nicht zur EHB sondern zu VLO und ist in Bohmte stationiert. Die Maschine erbringt Leistungen auf der ehemaligen Wittlager Kreisbahn und auch zwischen dem Hafen und der Georgsmarienhütte.

Früh am Morgen lassen die Besucher noch etwas auf sich warten.
Foto: Matthias Beermann
Nicht nur für den Verschub, sondern auch für den mittelschweren Streckendienst ist die 1.800 kw starke Maschine bestens geeignet. Sie wurde von der Firma Vossloh gefertigt. Foto: Matthias Beermann

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Norddeutschen Eisenbahnfachschule GmbH
Im nordwestdeutschen Raum ist die NEF eines der führenden Unternehmen für die Aus- und Weiterbildung von eisenbahnspezifischen Fachkräfen. Das Unternehmen mit Sitz in Braunschweig unterhält Ausbildungszentren in Osnabrück, Oldenburg, Braunschweig, Bochum und Siegburg.

Ein origineller Stand der NEF in einem historischen Postwagen der ODF.
Foto: Matthias Beermann (16.06.2023)

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RAWIE Gmbh&CoKG

Die Firma RAWIE fertigt Gleisabschlusssysteme, Schrankenanlagen und Zugangssicherungssysteme. Als Erfinder des Prellbocks ist das Unternehmen heute Weltmarkführer auf diesem Gebiet. Firmensitz ist Osnabrück.

Zentral neben dem Stellwerk präsentierte sich die Firma Rawie. Foto: Matthias Beermann
Für die Leistungsshow montiert: ein nagelneuer Prellbock. Foto: Matthias Beermann

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DENA – Stahlbau GmbH&CoKG

Die DENA Gmbh&CoKG fertigt, bearbeitet und montiert Oberbaukomponenten für Gleise und Weichen. Auch Spezialanfertiung in diesem Segment gehören zum Angebot des Unternehmens. Der Firmensitz ist Osnabrück.

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Klose GmbH

Das zertifizierte Familienunternehmen Klose GmbH bietet mit seinen rund 30 Mitarbeitern innovative Lösungen für Eisenbahn-und Gleisabschlusssysteme. Sitz des weltweit agierenden Unternehmens ist Mettingen.

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Neuerungen auf osnabahn.de

20.08.2023 – Das Kapitel “Güterverkehr” wurde strukturell überarbeitet. Der Artikel über den Rangierbahnhof ist komplett überarbeitet worden. Die Seite zur Verkehrsstation Osnabrück-Sutthausen wurde angepasst.

19.07.2023 – Der Artikel über den Hauptbahnhof wurde neu strukturiert. Neue Bilder und eine osnabrückspezifische Liniennetzgrafik wurden eingebaut

08.07.2023 – Teil 4 – Über das Bw Osnabrück Hbf – “Die Zeit der Deutschen Bahn AG” – ist jetzt verfügbar. Damit ist die Überarbeitung dieses Kapitels abgeschlossen.

19.06.2023 – Teil 3.2 – Das Bahnbetriebswerk Osnabrück Hbf bis Ende der 1980er Jahre steht nun bereit.

29.05.2023 – Teil 3.1 – Die Bundesbahnzeit bis Ende der 1960er Jahre im Bahnbetriebswerk Osn. Hbf ist online.

12.05.2023 – Teil 2 – Das Bahnbetriebswerk Osnabrück Hbf zur Reichsbahnzeit ist jetzt online.

01.05.2023 – Teil 1 – Das Bahnbetriebswerk Osnabrück Hbf zur Länderbahnzeit ist jetzt online.

01.05.2023 – osnabahn.de wir 23 Jahre alt – Gelegenheit für Dank und einen Rückblick.

08.04.2023 – Im ehemaligen Ringlokschuppen am alten Güterbahnhof beginnt ein neues Zeitalter.

01.04.2023 – Wir stellen die neue Radstation am Hauptbahnhof vor.

18.02.2023 – Es gibt aktuelle Fotos rund um den Haltepunkt Osnabrück-Altstadt.

10.02.2023 – Zum Bahnhof Lüstringen gibt es neue Informationen und neue Bilder. Auch im Text zum Bahnhof Eversburg wurden noch einmal Korrekturen vorgenommen.

25.01.2023 – Der Text über den Bahnhof Eversburg ist nun vollständig – “Die Bundesbahnzeit”.

15.01.2023 – Wir haben Teil 2 über die Geschichte des Bahnhofs Eversburg online gestellt – “Die Reichsbahnzeit”

08.01.2023 – Die Geschichte des Bahnhofs Eversburg wird in drei Teilen ganz neu aufbereitet. Teil 1 – “Die Länderbahnzeit” steht jetzt auf osnabahn.de

16.12.2022 – Das Stellwerk Of bereitet sich auf den Ruhestand vor – Das ausführliche osnabahn.de Interview.

13.11.2022 – Wir stellen den Bahnhof Belm mit einem ausführlichen Artikel vor.

01.11.2022 – Den Artikel zum Bahnhof Lüstringen haben wir um eine Übersichtsskizze ergänzt

18.10.2022 – Der Betriebsbahnhof Hörne hat einen komplett neuen Artikel erhalten.

26.09.2022 – Der Artikel über das Wagenwerk “Vorwerk” wurde noch einmal gründlich überarbeitet.

06.09.2022 – Der Erlebnisbericht zum Anheizertag ist online.

07.07.2022 – Der Citybahnhof Osnabrück Altstadt hat einen kompett neuen Text erhalten.

20.06.2022 – Wir stellen die “Osnabrücker Dampflokfreunde e.V.” vor.

16.06.2022 – Wir haben den Text über die Hamburg-Venlo-Bahn mit neuen Fotos versehen.

06.06.2022 – Die Kapitelübersicht zu den “Werkstätten” wurde überarbeitet und mit einer neuen Übersichtskarte versehen. Auch die Texte zum Bw Rbf und zum Vorwerk wurden um historische Fotos ergänzt.

22.05.2022 – Wir haben damit begonnen, die Bilder zu vereinheitlichen und in den Texten anzupassen.

21.04.2022 – Der Abschnitt über den Bahnhof Lüstringen wurde komplett neu erarbeitet.

15.04.2022 – Das Kapitel über das Betriebswerk Osn. Rbf wurden komplett neu erarbeitet.

27.03.2022 – Der Text zum Haller Willem wurde überarbeitet und um Informationen zur aktuellen Betriebssituation auf der Strecke ergänzt.

20.02.2022 – Der erste Teil zum Bw Hbf (heutiges Cargo-Werk Osnabrück) ist online.

19.02.2022 – Auf osnabahn.de gibt es jetzt eine Link-Liste zu Osnabrücker Eisenbahnseiten.

11.02.2022 – Wir haben den Text über das ehemalige Bw Hannoverscher Bahnhof überarbeitet.

03.02.2022 – Wir haben den Text über das “Vorwerk” aktualisiert und überarbeitet.

30.01.2022 – Wir haben Übersichtskarten zu den Rubriken “Bahnhöfe” – “Strecken” und “Werke” erstellt.

23.01.2022 – Aktuell sind wir dabei das Layout und die Struktur von osnabahn.de zu überarbeiten.

16.01.2022 – Die Seite über das ehemalige Betriebswerk 2 an der Schinkelstraße wurde grundlegend überarbeitet und neu illustriert.

09.01.2022 – Wir haben die Seite zur Tecklenburger Nordbahn überarbeitet und aktuelle Informationen zur geplanten Reaktivierung der Strecke ergänzt

01.01.2022 – Wir haben einen neuen Artikel über die Stellwerke in Osnabrück erstellt.

Der Countdown läuft – am kommenden Sonnabend ist der “Tag der Schiene 2023”

Das Programm steht und alles ist angerichtet: Am 16.09.2023 findet der Tag der Schiene das erste Mal auch in Osnabrück statt. Auf dem Gelände des Zechenbahnhofs, dem Domizil der Osnabrücker Dampflokfreunde, präsentieren Osnabrücker Firmen der Eisenbahnbranche ihr Leistungsspektrum.

Dabei steht nicht nur das Thema Verkehrswende im Mittelpunkt, vielmehr geht es auch darum, dass der Eisenbahnsektor ein breites Feld an spannenden und abwechslungsreichen Ausbildungsberufen bereithält. Eine entsprechende Fahrzeugschau lädt die Besucher zum Schnuppern ein.

Dementsprechend vielfältig sind auch die Vortrags- und Gesprächsangebote, die auf dem Podium zwischen 11:00 und 15:45 Uhr und an den Ständen zwischen 10:00 und 16:00 Uhr präsentiert werden.

Aber nicht nur die moderne Eisenbahn von heute und morgen präsentiert sich am Tag der Schiene, auch Eisenbahnromantiker kommen auf ihre Kosten. Für die An- und Abreise zum Zechenbahnhof bieten die Osnabrücker Dampflokfreunde Pendelfahrten mit ihrem historischen Sonderzug ab dem Osnabrücker Hauptbahnhof an. Am Waagehäuschen wird die Dampflok 042 052 präsentiert, die sich aktuell in Aufarbeitung befindet und in wenigen Jahren wieder betriebsbereit sein soll.

Ein familienfreundliches Rahmenprogramm rund um den Zechenbahnhof und am benachbarten Museum Industriekultur wird die Veranstaltung abrunden.

Zum konkreten Programmablauf geht es hier.


Anreise:

Die Osnabrücker Dampflokfreunde bieten zwischen dem Hauptbahnhof Osnabrück Pendelfahrten zum Zechenbahnhof an, auch die Station Osnabrück-Altstadt wird entsprechend bedient – siehe Fahrplanaushang weiter unten.

—> Hier geht es zu den weiteren Anreisemöglichkeiten <—

Fahrplanauszug der Osnabrücker Dampflokfreunde – alle Angaben ohne Gewähr

Anheizertag 2023 – Erlebnisbericht vom 04.06.2023

Eines der Saisonhighlights war auch in diesem Jahr der Anheizertag der Osnabrücker Dampflokfreunde (ODF), der am Piesberger Zechenbahnhof auf dem Betriebsgelände der ODF stattfand. Passend hierzu gestaltete sich das Wetter mit blauem Himmel und strahlendem Sonnenschein bei angenehm warmen Temperaturen.

Im Mittelpunkt der Veranstaltung stand natürlich die Dampflok 42 052, deren Aufarbeitung kontinuierlich voranschreitet. In den kommenden Jahren soll die ehemalige Denkmallok wieder in den betriebsfähigen Zustand versetzt werden. Mehr als 20 Jahre – von 1979 bis 2001 – hatte sie im Osnabrücker Stadtteil Schinkel als Industriedenkmal gestanden, bevor sie dem Bau einer Einrichtung für betreutes Wohnen weichen musste und in die Obhut der ODF gegeben wurde. Im Jahr 2012 entschloss man sich dann, die sog. Schinkellok, deren Baureihe zu Dampflokzeiten stark in Osnabrück vertreten war, wieder betriebsfähig aufzuarbeiten. Dementsprechend groß war auch das Interesse.

Blick aus dem Fenster – vom Arbeitsplatz des Heizers aus. Foto: M. Beermann (04.06.2023)
Die 042 052 präsentiert sich bereits in einem sehr guten Zustand. Foto: M. Beermann (04.06.2023)
Schon am frühen Morgen ließ sich vom Stellwerk aus das bunter Treiben vor der Dampflok besichtigen. Foto: M. Beermann (04.06.2023)

Vor dem historischen Stellwerk bereitgestellt, konnten die Besucher in Kleingruppen den Führerstand der Lokomotive besichtigen und ihre Fragen an das fachkundige Personal stellen. Besonders sichtbarer Fortschritt zum letzten Anheizertag war der in den Tender eingabaute Öltank, der insgesamt rund 12 Tonnen Öl aufnehmen kann.

Neben der 042 052 konnte auch historischen Feuerwehrgerät besichtigt werden. Ein Löschfahrzeug aus Bersenbrück lud zum Erkunden ein, so dass ein ums andere Mal – sehr zur Freude der Kinder – auch das Martinshorn zu hören war. Eine weitere Attraktion für die kleinen Besucher war die “Piesberger Kleinbahn”. Mit einer Spurweite von 5 Zoll ist sie fester Bestandteil im Rahmen der Betriebstage auf dem Piesberg. Modellloks, die der V65 der ODF oder den ehemaligen “Cargosprintern” nachempfunden sind ziehen die Wagen über die Anlage, natürlich erst, nachdem ein “Abfahrauftrag” gegeben wurde.

Aber nicht nur die Schinkellok wurde an diesem Tag präsentiert. Interessierte Besucher hatten auch die Möglichkeit, sich über die Details des historischen Wagenparks zu informieren. Um 11, 13 und 15 Uhr boten die ODF jeweils eine rund einstündige Führung an. Besichtigungsschwerpunkt lag auf den, auf dem Gelände ausgestellten Güterwagen. Insgesamt verfügt der Verein über rund 40 historische Güterwagen, die allerdings nicht mehr betriebfähig, jedoch optisch aufgearbeitet sind. Auch zwei betriebsfähige Reisezugwagen standen auf der Besichtigungsliste.

Schon zu Beginn der 2000er Jahre hatten die ODF den Margarinewagen der Firma Hohmann aus Dissen restauriert. Foto: M. Beermann (04.06.2023)
Die Hebebockanlage aus dem Jahr 1948 wird auch heute noch für die Aufarbeitung von Wagen genutzt. Foto: M. Beermann (04.06.2023)
Ebenfalls sorgfältig restauriert sind diese gedecketen Güterwagen. Foto: M. Beermann (04.06.2023)
Noch viel zu tun gibt bei dem einzigen “4-Achser”. Der Halbpackwagen ist bereits vollständig “entkernt. Foto: M. Beermann (04.06.2023)
Bereits in Einsatz ist dieser historische 2. Klasse Wagen. Am Anheizertag stand er allerdings für Besichtigungen zur Verfügung. Foto: M. Beermann (04.06.2023)
… und der Blick nach Innen. Foto: M. Beermann (04.06.2023)

Die übrigen sieben betriebsfähigen Reisezugwagen befanden sich im Einsatz. So pendelte ein Zug, gezogen von der V65 zwischen dem Osnabrücker Hauptbahnhof und dem Zechenbahnhof im 2-Stundentakt. die Einfahrt vom Hauptbahnhof erfolgte nach Gleis 2. Danach erfolgte der Lokumlauf der V65, bevor der Wagenpark nach Gleis 3 umgesetzt wurde. Von hier aus ging es dann eine knappe Stunde später wieder zurück zum Hauptbahnhof. Vom Piesberg zum Haltepunkt Ost am Hafen pendelte stündlich eine Zweiwageneinheit, geschoben bzw. gezogen von einer Kleinlok der Leistungsklasse II (Kö II). Insgesamt wurde den Besuchern somit auch viel historischer Eisenbahnbetrieb geboten.

Köf 4807 und V65 001 warten mit ihren historischen Wagen kurz vor 14 Uhr auf an den Gleisen 2 und 3 auf die nächste Abfahrt. Foto: M. Beermann (04.06.2023)

uns von osnabahn.de war es mal wieder ein schönes Highlight für einen Besuch in Osnabrück. Bei den fachkundigen Dampflokfreunden möchten wir uns auf diesem Wege noch einmal herzlich für die interessanten Gespräche bedanken. Wir freuen uns schon auf den nächsten Anheizertag.

Herzliche Grüße vom Team osnabahn.de 🙂

Das Programm der Osnabrücker Dampflokfreunde im 2. Halbjahr 2023

Neben den regelmäßig am ersten Sonntag im Monat (Mai bis Oktober 2023) stattfindenden Pendelfahrten zwischen dem Zechenbahnhof und dem Haltepunkt Ost bieten die Osnabrücker Dampflokfreunde (ODF) eine ganze Reihe von Ausflugsfahrten zu verschiedenen Zielen im näheren und weiteren Osnabrücker Umland an.

Die nachstehenden Flyer enthalten detaillierte Informationen zu den Veranstaltungstagen, dem jeweiligen Programm sowie den Fahrzeiten. Die Angaben hier auf osnabahn.de sind ohne Gewähr. Aktuelle Infos im Vorfeld der jeweiligen Betriebstage bieten die ODF auf Ihrer Internetseite an.

24.06.2023 – Teutoburger-Wald-Tour


21.07. und 22.09.2023 – Die Osnabrücker Kurven mit Grillbuffet


06.08.2023 – Mit dem Waldbühnen Express nach Melle zum Familienmusical Peter Pan


13.08.2023 – Fahrt zum Bierbrunnenfest nach Lübbecke


01.09.2023 – Fahrt nach Lingen zum Fest “Lingener Bier Kultur 2023”


Alle Angaben ohne Gewähr – aktuelle Infos zu den Fahrten finden Sie auf der Website der ODF.

Am 04.06.2023 ist Anheizertag am Piesberg

In diesem Jahr findet der Anheizertag der Osnabrücker Dampflokfreunde bereits am Sonntag den 04.06.2023 am Zechenbahnhof am Piesberg zwischen 10:00 und 18:00 Uhr statt. Wie auch im vergangenen Jahr wird der Anheizertag im Rahmen einer Veranstaltungsreihe durchgeführt. Unter dem Titel “HandelN und WandelN” gibt es zwischen Mai und September, immer am ersten Sonntag eines Monats ein reichhaltiges Kultur- und Erlebnisprogramm auf dem Piesberg unter Federführung des Museums Industriekultur Osnabrück statt.

Auch wir von osnabahn.de werden den Anheizertag wieder besuchen und freuen uns schon auf einen tollen Veranstaltungstag.


Offizieller Veranstaltungsflyer der ODF

Das Programm

Die Osnabrücker Dampflokfreunde präsentieren an diesem Tag natürlich die historische Dampflok 41 052 und geben einen Einblick in den aktuellen Stand zur betriebsfähigen Aufarbeitung.

Jeweils und 11:00, 13:00 und 15:00 Uhr wird eine Führung durch die Waggonausstellung des Vereins angboten. Zu sehen sind für Osnabrück typische, historische Fahrzeuge sowie einige Kleinloks, die früher bei Osnabrücker Anschlussbahnen im Einsatz waren.

Besucher haben auch die Möglichkeit bei einer Draisinefahrt oder einer Mitfahrt auf dem Führerstand einer Lokomotive, jeweils auf dem vereinseigenen Gelände, den Bahnbetrieb mitzuerleben.

Darüber hinaus haben Kinder und Erwachsenedie Möglichkeit mit der “Piesberger Kleinbahn“, eine 5”-Bahn, Runden vor dem Stellwerk zu drehen.


Veranstaltungsgemäße Anreise

Zum Piesberg bieten die Osnabrück Dampflokfreunde am Veranstaltungstag regenmäßige Pendelfahrten zwischen dem Osnabrücker Hauptbahnhof und dem Zechenbahnhof im 2-Stunden-Takt sowie zwischen dem Haltepunkt Osnabrück-Ost und dem Zechenbahnhof im Stunden-Takt an.

Den am Veranstaltungstag angebotenen Fahrplan gibt es hier.

Heute feiern wir Geburtstag – osnabahn.de in eigener Sache

Liebe Leserinnen und Leser,

am 01. Mai 2000 sind wir mit osnabahn.de online gegangen. Unsere Idee damals: Wir präsentieren Historisches (die Geschichte des Bahnknotens Osnabrück) mit dem damals recht neuen Medium einer Homepage im Internet.

Baukastenlösungen für Webseiten waren damals noch nicht verfügbar und so ging die Recherche zu den einzelnen Osnabrücker Betriebsstellen immer auch mit einer Recherche zu neuen und verbesserten Programmiermöglichkeiten einher. Auch optisch haben wir unsere Seite in den Anfangsjahren häufig überarbeitet und angepasst. Aus heutiger Sicht muten die damaligen Darstellungen unserer Seite tatsächlich ein wenig verspielt an, sind aber witzig anzusehen.

Wir möchten unseren heutigen Geburtstag gerne zum Anlass nehmen, allen unseren Unterstützern sehr herzlich zu danken. Insbesondere seit Anfang 2022, als wir uns zur grundlegenden Überarbeitung von osnabahn.de entschieden hatten, haben wir viel freundliche Hilfe und Unterstützung bekommen. Sowohl historische Hintergründe und inhaltliche Korrekturen als auch viele historische Fotografien sind uns und unserer Seite zugute gekommen.

Dafür sagen wir: V I E L E N H E R Z L I C H E N D A N K 🙂

Nachstehend nun einige “historische” Ansichen unserer Homepage:

Am 01.05.2000 ging osnabahn unter dem Namen “Osnabrücker Eisenbahngeschichte” ins Netz. Der Informationsgehalt war aber noch gering. Karten und Bilder kamen kaum zum Einsatz.

osnabahn.de (die Seite im Juli 2000.)

Zum Ende 2000 überarbeiteten wir das Design. Kleinere Schriftarten kamen zum Einsatz. Außerdem kamen jetzt Fotos zum Einsatz. Der Reaktivierungsbeschluss zum Haller Willem brachte inhaltliche Neuerungen. Die Navigation wurde den erweiterten Inhalten angepasst.

osnabahn.de (die Seite im November 2000.)

Es folgten inhaltliche Erweiterungen u.a. zu den Betriebswerken. In größerem Umfang stellten wir verwandte Homepages im Linkkompendium vor. Ein Artikel über unsere Homepage in einer Mitarbeiterzeitung der DB AG führte zu einer optischen Überarbeitung.

osnabahn.de (die Seite im März 2001.)

Verbesserungsvorschläge der Besucher führten zur Anpassung der Farbe der Links von rot auf gelb, was der Seite ein gefälligeres Aussehen verschaffte. Eine klickbare Übersichtskarte im Mittelpunkt der Seite bot ab jetzt schnellen Zugriff auf unsere Informationen.

osnabahn.de (die Seite im Juni 2001.)

Häufig warfen wir alte Konzepte und Ideen über den Haufen, weil uns neue Einfälle zum Seitenaufbau kamen. So wurde im Sommer 2002 die klickbare Karte wieder von der Startseite entfernt. An ihre Stelle traten die Direktlinks zu den aktuellsten Beiträgen.

osnabahn.de (die Seite im Dezember 2002.)

Anfang 2003 gab es ein ganz neues Erscheinungsbild. Auch die Text- und Bildmaterialen erhielten einen neuen Schliff. Erstmals haben wir auch historisches Bildmaterial fremder Fotografen integriert. Auch die Osnabrücker Straßenbahn kam hinzu.

osnabahn.de (die Seite im März 2003)

Rund 20 Jahre später erscheint osnabahn.de in einem modernen Design. Der Titel der Seite ist ein wenig markanter formuliert, die Domain ist aber weiterhin unser “Name”. Inhaltlich hat die Seite deutlich an Umfang zugelegt – die umfangreichen Menupunkte lassen das erahnen.
Aktuelle Themen stellen wir, soweit uns das möglich ist, auf gesonderten Beitragsseiten dar. Über die Suchfunktion können auch ältere Beträge leicht gefunden werden.

osnabahn.de (die Seite im Mai 2023)

Neues “Leben” im alten Ringlokschuppen an der Hamburger Straße

33 Jahre nach der Aufgabe des Werkstattstandortes beginnt eine Ära im ehemaligen Bundesbahn-Betriebswerk Osnabrück Rbf

Im Sommer 2020 hatten die Stadt Osnabrück und die Aloys-&-Brigitte-Coppenrath-Stiftung die “Ringlokschuppen Osnabrück GmbH” gegründet. Über sie sollte, nach Jahrzehnten des Stillstandes, mit dem “Coppenrath-Innovations-Center” (CIC) ein tragfähiges und perspektivisches Nutzungskonzept für den denkmalgeschützten Ringlokschuppen realisiert werden. Das CIC wird für Wissenschaft und Wirtschaft ein gemeinsamer Forschungsstandort für “Künstliche Intelligenz” (KI). Insgesamt beläuft sich die Investitionssumme von Stadt und Stiftung auf 37 Mio. Euro, weitere 6 Mio. Euro übernimmt der Bund.

Im Herbst 2020 startete das Renovierungsprojekt für das 8.000 m² große Gebäude und bis Ende 2023 soll das CIC vollständig bezogen sein.

An der Hamburger Straße kündigt ein großes Bauschild Vorhaben und Zuständigkeiten an. Foto: M. Beermann (21.04.2022)

Noch sind die Renovierungsarbeiten am alten Ringlokschuppen auf dem Glände des ehemaligen Güterbahnhofs zwar nicht abgeschlossen, dennoch hat die neue Ära bereits begonnen. Ab Ende März 2023 begann das Deutsche Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI) den südlichen und bereits vollständig renovierten Flügen des Gebäudes zu beziehen. Insgesamt 2.800 m² stehen den zwei Teams mit ihren insgesamt 120 Mitarbeitern zur Verfügung. Das in Osnabrück ansässigen DFKI wird hier ab jetzt auf den Themenfeldern “Planbasierte Robotersteuerung” für die Landwirtschaft und “Smart Enterprising Engineering” mit dem Fokus auf digitale Geschäftsmodelle für Unternehmen forschen. Entsprechende Werkstätten und Versuchsräume wurden außerhalt des Lokschuppens durch zwei kombinierbare Garagen ergänzt. Zu Dampflokzeiten waren hier elf Lokstände untergebracht, in denen Lokomotiven abgestellt und gewartet wurden.

Vollständig eingerüstet ist der südliche Flügel am 21.04.2022. Die Sanierungsarbeiten sind in vollem Gange. Foto: M.Beermann
Fertiggestellt für die DFKI Niedersachsen! Der südliche Flügel des Ringlokschuppens, früher Westflügel genannt, verfügte einst über 11 Lokstände.
Foto: M. Beermann (02.04.2023)

Neben dem DFKI sollen bis Jahresende auch das Gründerzentrum Seedhouse, die Hochschule Osnabrück, der “Osnabrücker Healthcare Accelerator (OHA) sowie das Agrotech Vally Forum als Entwicklungszentrum der agratechnischen Industrie im ehemaligen Lokschuppen einziehen.

Noch gibt es einiges zu tun am mittleren Gebäudeteil zwischen dem südlichen und dem nördlichen Flügel des ehemaligen Ringlokschuppens. Foto: M. Beermann (02.04.2023)

Dieser neue Forschungsstandort soll indes nur den Anfangspunkt der Entwicklung darstellen. Immerhin imfasst der ehemalige Güterbahnhof insgesamt rund 22 Hecktar Fläche und stellt sich aktuell als reine Industriebrache dar. Die Coppenrath-Stiftung ist mittelbarer Eigentümer dieser Fläche und plant gemeinsam mit der Stadt Osnabrück hier ein vollkommen neues Stadtviertel – das sogenannte “Lok-Viertel” das voraussichtlich ab 2024 im Zeitraum bis Anfang der 2030er Jahre entstehen soll. Sollten die Pläne so wie derdacht auch umgesetzt werden, würde auch für den ehemaligen Güterbahnhof ein Schattendasein zu Ende gehen.

Zur ausführlichen Geschichte des Ringlokschuppens geht es hier.

Stand des Textes: 02.04.2023

Quelle:
Neue Osnabrücker Zeitung – “DFKI erster Mieter im Ringlokschuppen” (20.03.2023)

Die neue “Radstation” am Hauptbahnhof Osnabrück – Deutschlands zweitgrößtes Fahrradparkhaus nimmt den Betrieb auf

Der Bahnhofsvorplatz ist seit jeher der Verknüpfungspunkt zwischen dem städtischen und dem überregionalen Verkehr. Ganz im Zeichen der sich wandelnden Mobilitätsanforderungen wurde hier ein zukunftsweisendes Vorhaben umgesetzt. Am 01.04.2023 eröffnete im Parkhaus am Hauptbahnhof Osnabrück die neue Fahrradstation, die in mehrerlei Hinsicht neue Maßstäbe setzt. Auf 4.000 m² bietet das neue Fahrradparkhaus Stellplätze für insgesamt 2.306 Fahrräder. Damit ist sie die zweitgrößte ihrer Art in Deutschland und bietet reichlich Kapazität für ein verstärktes Umsteigen vom Auto auf das Fahrrad. Sie löst die bisherige von der Arbeitslosenhilfe (ASH) betriebene Fahrradstation ab, die sich seit dem Jahr 2001 in der ehemalligen Expressgutabfertigung auf der gegenüberliegenden Seite des Bahnhofsvorplatzes befunden hatte.

Rund 7,6 Mio. Euro ließen sich die Stadt Osnabrück, das Land Niedersachsen und der Bund den Umbau des Parkhauses am Hauptbahnhof kosten. Die Stadt und ihre Tochtergesellschaft, die Osnabrücker Partstätten-Betriebsgesellschaft (OPG) übernahmen hierbei mit 5 Mio. Euro den deutlich größten Anteil, Land und Bund verhalfen der Realisierung mit jeweils 1,3 Mio. Euro schließlich zum Durchbruch.

In Reih und Glied können hier künftig Fahrräder auf zwei Ebenen geparkt werden. Foto: M. Beermann
Blick in das weitläufige Parkdeck für Fahrräder.
Foto: M. Beermann

Insgesamt 125 Tonnen Beton sollen für die Umgestaltung des Parkhauses aus dem bestehenden Gebäude herausgesägt worden sein. Dies war notwendig, m die komplette Tiefebene zur Fahrradgarage umbauen sowie ein neuer Zugang zum Bahnhofsvorplatz angelegen zu können. Auf diese Weise kommen sich Rad- und Autoparker in der Anlage nicht in die Quere. Von der Eingangsebene führt eine geschwungene Rampe hinunter zur Tiefebene. Auf einem großen Deck befinden sich hier in mehreren Reihen Fahrradständer in zwei Ebenen, auf denen die Fahrräder abgestellt werden können. Unmittelbar neben der Rampe befindet sich eine Fahrradwaschanlage und nicht weit von dieser Abstell- und Lademöglichkeiten für E-Bikes. Links neben der Rampe befindet sich darüber hinaus das Büro für die Mitarbeiter der Fahrradstation.

Über die neue Rampe geht es hinunter in die Fahrradgarage. Foto: M. Beermann
Auch von unten nach Oben ist der Anstieg in Richtung Ausgang gut zu meistern. Foto: M. Beermann

Betreiber der neuen Osnabrücker Anlage ist die Firma Georg Hundt die Ihre Erfahrung aus dem Betrieb von deutschlands größter Radstation im benachbarten Münster (Westf.) mitbringt.

Ergänzend zu den Abstellmöglichkeiten bietet die Radstation umfangreiche Serviceleistungen an. Obwohl die ASH die neue Station nicht mehr betreibt, wechselte ein Teil der Mitarbeiter zum neuen Betreiber (für die anderen Mitarbeiter konnten andere Beschäftigungen gefunden oder der Gang in die Rente angetreten werden).

Der alte Standort der Radstation in der ehemaligen Expressgutabfertigung, unmittelbar an den Gleisen der Ost-West-Strecke. Foto: M. Beermann
Blick von der Rampe der Radstation in Richtung Humblodt-Brücke und Eisenbahnstraße. Foto: M. Beermann

Die Beschäftigten nehmen insbesondere den angebotenen Reparatur- und Inspektionsservice wahr. Hierfür steht eine moderne Werkstatt zur Verfügung. Daneben besteht die Möglichkeit, Fahrräder in der modernen Waschanlage in kurzer Zeit komplett reinigen zu lassen. Weiterhin können hier auch Fahrräder, Lastenräder oder E-Bikes ausgeliehen werden. Ergänzend zu der allgemeinen, großen Parkgarage gibt es private Stellplätze in einem abgeschlossenen Bereich. Diese sind etwas teurer und können für ein halbes oder ein ganzes Jahr gemietet werden.

Eine gute Nachricht ist, dass die Parkgebühren unverändert bleiben. Konkret bedeutet das pro Stellplatz:

– 90 Cent pro Tag
– 5 Euro pro 7-Tage-Karte
– 9 Euro pro Monatskarte
– 90 Euro pro Jahreskarte
(Lasten- und Liegeräder, sowie “private” Stellplätze haben einen anderen Tarif)

Am Eingang zur Radstation befindet sich die Preistafel – hier Stand 01.04.2023

Die Osnabrücker Fahrradstation hat folgende Öffnungszeiten:
– Montag bis Freitag –> 05:00 – 23:00 Uhr
– Sonnabend und Sonntag –> 07:00 – 23:00 Uhr

Stand des Textes: 01.04.2023

Quellen:
Neue Osnabrücker Zeitung – “Ein Symbol für Neues” (01./02.04.2023)
Neue Osnabrücker Zeitung – “Platz für Neues nach 22 Jahren” (30.03.2023)

Rente mit 67! – Das Osnabrücker Zentralstellwerk bereitet sich auf den Ruhestand vor

Am 04.09.1966 nahm das Osnabrücker Zentralstellwerk „Of[1]“ den Betrieb als damals modernstes und zweitgrößtes Stellwerk der Deutschen Bundesbahn auf. Voraussichtlich in 2023 werden seine Aufgaben vollständig vom neuen elektronischen Stellwerk “HOOX” / “HOUX” am Klushügel übernommen. Für osnabahn.de ist dies ein schöner Anlass, mit dem baldigen Ruheständler einen Blick auf das größte Modernisierungsprojekt der Eisenbahn in den letzten Jahrzehnten im Raum Osnabrück zu werfen. Natürlich kommt dabei auch der Rückblick auf ein erfülltes Arbeitsleben nicht zu kurz.

Matthias Beermann lernte das Stellwerk „Of“ bereits 1993 im Rahmen seines Betriebspraktikums bei der Deutschen Bundesbahn kennen. Anlässlich des Interviews lud die DB Netz AG – Standort Osnabrück ihn am 26.11.2022 noch einmal auf das „Of“ ein. Für die freundliche Atmosphäre bei dem Besuch möchten wir von osnabahn.de uns ganz herzlich bedanken.

osnabahn.de: Nach fast 67 Dienstjahren rückt der Ruhestand nun Stück für Stück und unaufhaltsam näher. Was geht einem da so durch den Kopf?

Stellwerk Of: Nun, zunächst einmal bin ich froh, dass sich mein Nachfolger, das neue ESTW Osnabrück „HOOX“ sukzessive auf die Übernahme der anspruchsvollen Tätigkeiten vorbereitet hat. Immerhin sind die Stellwerke ja dafür verantwortlich, die Zug- und Rangierfahrten abzuwickeln. Für den sicheren Bahnbetrieb sind sie somit unentbehrlich. Und nachdem „HOOX“ bereits im November 2017 den Streckenabschnitt von Natrup-Hagen bis Hörne sowie in den Jahren 2019 und 2020 zunächst den Abschnitt von Belm bis Ostercappeln und dann weiter bis Lembruch übernommen hat, wird es endlich Zeit, dass auch die Lücke dazwischen geschlossen wird.

osnabahn.de: Sie meinen konkret den Hauptbahnhof Osnabrück?

Stellwerk Of: Ja, das ist korrekt. Allerdings bleibt es nicht bei diesem Lückenschluss. Das ESTW wird, unter der Bezeichnung “HOUX”, gleichzeitig auch die Steuerung für den unteren Personenbahnhof übernehmen, d.h. den gesamten Bereich von Lüstringen bis zum Haltepunkt Osnabrück-Altstadt sowie die Schinkelkurve mit ihren Abzweigen Richtung Löhne und zum Hauptbahnhof.

osnabahn.de: Und damit ist das Projekt dann abgeschlossen?

Stellwerk Of: Nein, es wird noch zwei weitere Ausbaustufen geben. Das Stellwerk in Wissingen soll auch in 2023 abgelöst werden und ein Jahr darauf sollen die Stellwerke in Eversburg, Lotte und Velpe folgen. Auch diese Bahnhöfe werden dann von „HOUX“ gesteuert.
Insgesamt wird der Steuerbereich des neuen ESTW Osnabrück ab vsl. Ende 2024 dann 63 km auf der Hamburg-Veno-Bahn[2] und 35 km auf der alten Hannoverschen Westbahn[3] umfassen.

osnabahn.de: Das klingt sehr gewaltig, können Sie diese Größenordnungen mal ins Verhältnis zu Ihrem eigenen Wirkbereich setzen?

Stellwerk Of: Ja, sehr gerne. Auf der oberen Ebene beginnt mein unmittelbarer Steuerbereich etwa in Höhe Sutthauser Straße und reicht ca. bis zum Icker Weg in Widukindland. Das sind etwa 6 km. Auf der unteren Strecke beginnt er in Lüstringen und reicht bis zum Haltepunkt Osnabrück-Altstadt bzw. etwas darüber hinaus. Auch hier sind es rund 6 Kilometer. Dazu kommt dann noch die Schinkelkurve und mit den Bahnhöfen Eversburg, Hörne und Belm 3 örtliche Stellwerke, die von mir aus ferngesteuert werden. Insgesamt zwar ein deutlich kleinerer Bereich aber vor rund 67 Jahren war das ein gewaltiger Schritt.

Das Stellwerk Of von der Humboldt-Brücke aus: Im Vordergrund zieht gerade die 140-184-3 eine Güterzug in den Rangierbahnhof. Foto: M. Beermann (23.04.2004)
Hoch über den Bahnsteigdächern erhebt sich die Kanzel des Stellwerks Of. Auf Gleis 1 wartet die RB 66 (Westfalenbahn) auf ihre Abfahrt in Richtung Münster. Seit Dezember 2017 betreibt diese Linie die Eurobahn. Foto: M. Beermann (22.04.2011)

osnabahn.de: Wie ist das zu verstehen?

Stellwerk Of: Das neue ESTW Osnabrück löst insgesamt 16 Stellwerke ab. Die meisten von denen waren bzw. sind Drucktastenstellwerke der Bauformen „SpDrS 60“ bzw. „DrS 2“. Im Bahnhof Velpe werden mit den beiden dortigen mechanischen Stellwerken aber auch zwei wahrhafte Eisenbahnveteranen in den Ruhestand gehen. Ich selbst habe damals, im Jahr 1966, unmittelbar 10 Stellwerke mechanischer und elektromechanischer Bauart ersetzt. Das hört sich jetzt im Vergleich wenig an, war damals allerdings unter den technischen Gesichtspunkten ein regelrechter Innovationsschub.

osnabahn.de: Innovationsschub? Auf die Erklärung sind wir jetzt aber gespannt.

Stellwerk Of: Die mechanischen und elektromechanischen Stellwerke hatten einen sehr geringen Stellbereich. Das lag vor allem an zwei Faktoren:

  1. Die Fahrdienstleiter und Weichenwärter mussten vor dem Einstellen der „Zugstraße“ den Fahrweg durch „Hinsehen“ auf sein Freisein überprüfen. Erst dann durften sie die Zustimmung zur Fahrt geben, also das Signal auf Fahrt stellen. Eine technische Gleisfreimeldung gab es damals nämlich noch nicht.
  2. Bei den mechanischen Stellwerken wurden die Weichen und Signale per Hebel über Seilzüge gestellt. Das begrenzte die Stellentfernung natürlich erheblich. Bei Weichen lag sie bei rund 1000 Metern, bei Signalen waren es rund 1.800 Meter. Bei den zahlenmäßig in deutlich geringerer Stückzahl vorkommenden elektromechanischen Stellwerken verfügten Weichen und Signale über einen elektrischen Antrieb. Das Umstellen war hier also kein Problem, allerdings limitierte auch hier die erforderliche Fahrwegprüfung die Stellweite.

Bei den Spurplanstellwerken, also bei meiner Bauform[4], sind die Fahrstraßen für Zug- und Rangierfahrten hinterlegt. Sie werden relaisgesteuert eingestellt. D.h. auf einem Stellpult oder einer Stellwand auf denen der Gleisplan des Bahnhofs schematisch hinterlegt ist, wird gleichzeitig eine Start- und eine Zieltaste gedrückt. Dank einer Weichenlaufkette werden alle Weichen automatisch in die richtige Lage gebracht. Hierfür sorgen elektrische Impulse relaisgesteuert. Eine Gleisfreimeldeanlage prüft das Freisein der Gleise. Sind alle benötigten Gleise frei und alle Weichen in der richtigen Position, dann kommt das zugehörige Hauptsignal in die Fahrtstellung. Der Fahrdienstleiter überwacht all dies anhand entsprechender Leuchtmelder auf der Stelltafel. Somit war es nun möglich, Bahnhofsbereiche in der beschriebenen Größe zentral zu steuern.

Auf der Stellwand des oberen Bahnhofes sind die einzelnen Bahnhofsteile schematisch dargestellt. Der Bahnhof Hörne ist bereits nicht mehr auf der Stellwand dargestellt, da er vom ESTW “HOOX” aus gesteuert wird. Foto: M. Beermann (26.11.2022)
Um 90 Grad versetzt steht die Stelltafel für den unteren Personenbahnhof. Zusammen mit den Gleisen des Bahnhofs Eversburg ist auch diese sehr beeindruckend. Foto: M. Beermann (26.11.2022)

Ein weiterer Vorteil bot sich darin, dass Drucktastenstellwerke auch ferngesteuert werden konnten – bei mechanischen und elektromechanischen Stellwerken undenkbar. Von Anfang an war es also vorgesehen, dass ich nach einer Übergangsphase die Fernsteuerung der Stellwerke in Belm, Hörne und Eversburg übernehmen sollte. Dadurch vergrößerte sich der Stellbereich natürlich noch einmal erheblich und das meine ich mit einem Innovationsschub.

Schematische Übersicht über die Stellbezirke der Osnabrücker Stellwerke ab 1966.
Quelle: Deutsche Bundesbahn – Leistungsshow der Güterabfertigung OsnabrückSchematische Übersicht über die Stellbezirke der Osnabrücker Stellwerke ab 1966.
Quelle: Deutsche Bundesbahn – Leistungsshow der Güterabfertigung Osnabrück

osnabahn.de: Das leuchtet natürlich ein.

Stellwerk Of: Man muss sich mal vor Augen führen, dass damals die Züge auf allen Strecken in und um Osnabrück noch ganz regulär von Dampflokomotiven gezogen wurden. D.h. kurz nach meiner Indienststellung, auch noch im Jahr 1966, wurde Osnabrück von Süden her an das elektrische Netz der Bundesbahn angeschlossen und moderne Elektrolokomotiven hielten in Osnabrück Einzug.

osnabahn.de: Sie meinen den Strukturwandel bei der Eisenbahn?

Stellwerk Of: Ja, genau. Allerdings wird unter diesem Begriff häufig nur die Ablösung der Dampflokomotiven durch Diesel- und Elektroloks verstanden. Tatsächlich aber war der damalige Strukturwandel viel umfassender. Er bedeutete nämlich auch eine erhebliche Modernisierung der Leit- und Sicherungstechnik und mit Ihr war in der Regel auch eine grundlegende Optimierung der Knotenbahnhöfe verbunden. Sowohl hinsichtlich der Geschwindigkeiten als auch kapazitiv.

osnabahn.de: Können Sie das unseren Lesern ein wenig näher erklären?

Stellwerk Of: Na klar. Das Eisenbahnkreuz Osnabrück ist dafür ja ein hervorragendes Beispiel. Die Osnabrücker Bahnanlagen waren historisch gewachsen, schließlich verdanken wir unseren Turmbahnhof ja der Tatsache, dass im 19. Jahrhundert verschiedene Bahngesellschaften den Eisenbahnbau in Deutschland vorantrieben und durchaus in Konkurrenz zueinander standen. In Osnabrück hatte das dazu geführt, dass sich die beiden Hauptstrecken (s.o.) in einem beinahe 90 Grad-Winkel kreuzten und zunächst zwei getrennte „Hauptbahnhöfe“ entstanden. 1895 wurden dann diese beiden Stationen am heutigen Hauptbahnhof zusammengefasst. Für den Güterverkehr errichtete man bis 1913 einen zentralen Rangierbahnhof im Stadtteil Fledder und schaffte die entsprechenden Verbindungsbahnen, also die sogenannten Kurven. In diesem Zuge wurden auch die Bahnanlagen im Stadtgebiet höher gelegt, so dass der städtische Verkehr nicht mehr vor geschlossenen Schranken warten musste. Damit war die Entwicklung der Gleisanlagen in Osnabrück bis zum Ende des 1. Weltkrieges aber weitgehend abgeschlossen. Weitere nennenswerte Änderungen gab es bis in die 1960er Jahre nicht.

Die Umstellung auf den elektrischen Zugbetrieb nahm die Bundesbahn nun zum Anlass, auch den Eisenbahnknoten Osnabrück zu optimieren, d.h. insbesondere seine Leistungsfähigkeit zu steigern, wozu eben auch die grundlegende Modernisierung der Stellwerkstechnik gehörte.

osnabahn.de: Nur die Stellwerkstechnik?

Stellwerk Of: Nein, natürlich nicht. Die Klusgruppe wurde komplett für die Eilgüterzugbildung hergerichtet. Diese sollte nämlich von Kirchweyhe nach Osnabrück verlegt werden. Ein kleiner Ablaufberg zwischen Vorbahnhof und Klus-Gruppe wurde errichtet. Ein neues Ablaufstellwerk entstand, das den Rangierbetrieb abwickeln konnte. Sowohl eine örtliche Besetzung als auch eine zentrale Steuerung von hier oben (Anmerkung der Redaktion: gemeint ist der Stellwerksraum des Of) aus waren möglich.

Posieren für den Fotografen: Im Rahmen des Interviews durfte Matthias Beermann auf dem Arbeitsplatz des Fahrdienstleiters platznehmen, hier am Stellpult für den oberen Bahnhof.

Damit einhergehend fand zwischen Osnabrück und Hörne eine komplette Gleisachsenverschiebung statt. Das bedeutet, alle nach Süden fahrenden Züge konnten jetzt die Gleise 1 und 2 parallel nutzen. Güterzüge, die im Vorbahnhof Personalwechsel gemacht hatten oder Eilgüterzüge, die aus der Klus-Gruppe ausfuhren, konnten jetzt bequem bis zum Bahnhof Hörne beschleunigen ohne Reisezüge zu behindern. In Hörne fädelten die Güterzüge dann mit guter Geschwindigkeit auf die Hauptstrecke nach Münster ein. Nachfahrende Personenzüge wurden so nicht aufgehalten und Fernverkehrszüge konnten, sozusagen „fliegend“, auf Gleis 2 bis Hörne überholen. Der Bahnbetrieb ließ sich so sehr flüssig durchführen. Den nach Norden fahrenden Zügen standen nun die Gleise 3 und 4 zur Verfügung. Die Züge des Haller Willem berührten die Hauptstrecke nicht und auch der Ortsgüterverkehr z.B. von der Georgsmarienhütte konnte ab Hörne einfach auf das 4. Streckengleis wechseln und so dem schnelleren Personenverkehr Platz machen. Das bezeichnet man übrigens als „Richtungsbetrieb“.

In diesem Zuge wurden auch die Bahnsteige des oberen Personenbahnhofs verlängert. Zwischen Gleis 2 und 3 entstand ein 400 Meter langer Bahnsteig. Leider bedeutete das auch, dass man von der Schinkelkurve aus nur noch die Bahnsteiggleise 3, 4 und 5 anfahren konnte.

Weiterhin wurden die Gleisnutzlängen im Rahmen des damaligen 750 Meter Programmes verlängert, für Eilgüterzüge sollten mindestens 650 Meter lange Gleise zur Verfügung stehen. Egal ob in Belm, Hörne oder eben im Hauptbahnhof Osnabrück, die Infrastruktur wurde auf Fortschritt getrimmt.

Aber nicht nur im Hauptbahnhof fanden grundlegende Umbauten zur Kapazitätssteigerung statt, sondern auch der Rangierbahnhof wurde in der ersten Hälfte der 1960er Jahre komplett erneuert.

osnabahn.de: Kapazitätssteigerung oder Leistungssteigerung sind schöne Wörter, aber was heißt das in konkreten Zahlen ausgedrückt?

Stellwerk Of: Basis für meine Dimensionierung waren die Zug- und Rangierfahrten des Jahres 1960. Demnach sollte ich innerhalb von 24 Stunden mindestens 2.065 Zugfahrten und 2.353 Rangierfahrten bewältigen. In diesen Zahlen waren allerdings auch schon die künftigen Fernsteuerbezirke in Eversburg, Hörne und Belm enthalten.

Insgesamt wurden damals 365 Gleisfreimeldeabschnitte, 320 Weichen und 460 Lichtsignale eingebaut bzw. gestellt. Mehr als 1.200 Relaisgruppen waren für die Steuerung der Weichen und Signale vorgesehen was bedeutete, dass rund 7.800 Kilometer Kabel hierfür verlegt werden mussten. Als Rückfallebene bei einem Stromausfall standen eine 60 Volt Batterie sowie ein 170 PS starker Drehstromgenerator zur Verfügung.

Was den Rangierbahnhof betrifft, so wurden hier im gleichen Zeitraum 8 Stellwerke alter Bauart ersetzt. Damit einhergehend wurden die Gleise der Einfahrgruppe auf mindestens 750 Meter verlängert. Der Ablaufberg wurde um 90 Zentimeter angehoben. Auch die Richtungsgleise wurden bedarfsgerecht verlängert und auf ein einheitliches Gefälle gebracht. Sogar 3 zusätzliche Richtungsgleise richtete man ein. Um die über den Ablaufberg abgedrückten Wagen entsprechend abbremsen zu können, erhielt die Anlage vier moderne Balkengleisbremsen, die vom neuen Stellwerk Oro an der Schellenbergbrücke bedient werden konnten. Die Bergleistung der Anlage wurde von 2.700 Wagen pro Tag auf 3.100 Wagen pro Tag gesteigert. Dieser gesamte Betrieb wurde bzw. wird von nur noch drei Stellwerken (Oro, Ors und Orn) aus, ebenfalls in SpDrS 60-Technik, abgewickelt.

Im Grunde genommen stellt die Dienstübernahme von „HOOX“ wieder einen großen Schritt in Richtung Strukturwandel dar. Für meinen elektronischen Nachfolger werden immerhin rund 800 Signalanlagen und 300 Weichenantriebe getauscht. Glasfaserkabel, die die Informationen mittels Lichtwellen statt elektrischer Impulse übertragen, stellen nun die Basis für die Kommunikation dar. Natürlich wird bei einer solch großen Maßnahme, wo erforderlich, auch der Spurplan in den Bahnhöfen verbessert.

Tatsächlich ist die ESTW-Technik aber nur ein Schritt auf dem Weg zum nächsten großen Strukturwandel. Dann nämlich werden die ortsfesten Signale für die Zugsicherung gänzlich entfallen[5].

Ich könnte hier noch viele Details mehr erzählen, z.B. über meine Vorgänerstellwerke

Blick von Stellwerk Of aus in Richtung Norden. Soeben fährt ICE 713 auf seiner Fahrt nach Stuttgart auf Gleis 2 ein. In der oberen Bildmitte ist die ehemalige blaue Werkstatthalle des früheren Bw 2 zu erkennen. Foto: M. Beermann (26.11.2022)
Blick in Richtung Westen auf die untere Eben des Osnabrücker Hauptbahnhofs. Während der RE 60 (Westfalenbahn) auf Gleis 12 auf seine Abfahrt nach Rheine wartet, fährt die RB 61 (Eurobahn) nach Bielefeld auf Gleis 11 ein. Auf Gleis 14 steht die RB 58 (NordWestBahn) zur Fahrt nach Bremen über Vechta bereit. Foto: M. Beermann (26.11.2022)

osnabahn.de: Das ist wirklich sehr spannend und auch sehr beeindruckend. Aber bevor wir abschweifen habe ich noch eine letzte Frage zum Eisenbahnkreuz Osnabrück. Werden die Kollegen Oro, Ors und Orn dann auch bald von HOOX abgelöst?

Stellwerk Of (mit einem Schmunzeln): Nein, das ist nicht geplant. Die Kollegen müssen auch nach dem Jahr 2024 ihren Dienst im Rangierbahnhof versehen.

osnabahn.de: Im Namen von osnabahn.de bedanke ich mich ganz herzlich für das Interview und wünsche Ihnen für den kommenden Ruhestand alles Gute.

Stellwerk Of: Vielen Dank 😊


[1] Jedes Stellwerk wir durch zwei oder mehr Buchstaben abgekürzt. „Of“ = Osnabrück Fahrdienstleiter, „Oro“ = Osnabrück Rangierbahnhof Ost; „Orn“ = Osnabrück Rangierbahnhof Nord und „Ors“ = Osnabrück Rangierbahnhof Süd
[2] Hamburg-Veno-Bahn = Bahnstrecke von Münster über Osnabrück nach Bremen und Hamburg
[3] Hannoversche Westbahn = Bahnstrecke von Löhne über Osnabrück nach Rheine und Emden
[4] SpDrS 60 = Spurplan-Drucktastenstellwerk Bauform Siemens Entwicklungsjahr 1960
[5] Das dafür erforderliche „European Train Control System” (ETCS) Level 2 wird z.B. auf der Hochgeschwindigkeitsstrecke Halle/Leipzig – Erfurt – Nürnberg angewendet.


Verwendete Quellen:
– Die Bundesbahn 19 / 1965 – Betriebliche Gesichtpunkte für die Umgestaltung der Bahnanlagen im Raum Osnabrück; S. 684-692
– Signal und Draht / 1966, Heft 10 – Die neuen Stellwerke in Osnabrück; S. 157-170
– Deutsche Bundesbahn – Güterabfertigung Osnabrück – Leistungsschau am 23.04.1978; S. 75-87
– Deutsche Bundesbahn – 130 Jahre Eisenbahn in Osnabrück; S. 59
– Deutsche Bahn AG – 30 Jahre Stellwerk OF
– Neue Osnabrücker Zeitung (08.04.2018) – Sprung ins digitale Zeitalter: Bahn stellt Osnabrücker Stellwerk um
– Neue Osnabrücker Zeitung (23.11.2022) – Das Megaprojekt der Bahn