Daten der Strecke
KBS 222h / VzG-Strecke 9208, Osnabrück-Eversburg – Altenrheine, Streckengeschwindigkeit: 50 km/h
Fertigstellung: 1905
Streckenverlauf und Betriebsstellen:
- 0,0 Osnabrück-Eversburg
- 1,1 Lotte-Büren/Eversburg (geplant)
- 2,7 Büren Kromschröder (geplant)
- 4,2 (Lotte-)Wersen
- 10,1 Westerkappeln
- 16,6 Mettingen
- 20,4 Mettingen-Schlickelde/Espel (geplant)
- 24,2 Recke
- 29,7 Zumwalde
- 31,4 Uffeln
- 35,0 Ostenwalde
- 40,9 Rheine Kanalhafen
- 45,7 Rheine Stadtberg
- 48,9 Altenrheine
Planung der Tecklenburger Nordbahn
Nachdem die Hannoverschen Westbahn zwischen Osnabrück und Rheine 1856 eröffnet wurde, forderten auch die nördlich liegenden Gemeinden ihren Anschluss an das Eisenbahnnetz. Bereits 1891 bildete sich ein Eisenbahnkomitee aus Vertretern der Gemeinden Recke und Mettingen und der ortsansässigen Industrie, Gewerbe und Landwirtschaft.
Verschiedene Trassenverläufe wurden diskutiert. An dem schließlich umgesetzten Trassenverlauf war unter anderem der Georgs-Marien-Bergwerks- und Hüttenverein interessiert, welcher das Grubenwasser der Zeche Piesberg in einem Graben entlang der in Richtung Westen stetig abfallenden Eisenbahntrasse zur Ems leiten wollte. Im Jahr 1900 kam es mit Unterstützung des Staates Preußen zur Gründung der Kleinbahn „Piesberg-Rheine A.G.“.
Bau der Strecke
Zunächst wurde eine Schmalspurbahn mit einer Spurweite von 1000 mm von Osnabrück Eversburg bis Rheine-Stadtberg durch das nördliche Tecklenburger Land über Wersen, Westerkappeln, Mettingen, Recke, Zumwalde und Uffeln weitestgehend parallel zum Abschnitt Osnabrück – Rheine der Hannoverschen Westbahn errichtet.
Die Bauarbeiten an der 52,4 Kilometer lange Strecke begannen am 01.06.1901. Der erste Abschnitt zwischen Eversburg und Recke ging am 24.10.1903 in Betrieb. Der Fertigstellung der Gesamtstrecke erfolgte in mehreren Abschnitten bis zum 10.05.1905.
Wegen der topografischen Gegebenheiten waren beim Bau keine größeren Steigungen zu überwinden. Nennenswerte Brücken- mit anschließenden Dammbauwerken wurden lediglich für die Überführung der Strecke über den Mittellandkanal bei Recke sowie über den Dortmund-Ems-Kanal bei Rheine erforderlich.
Frühe Entwicklung der Strecke
Die Tecklenburger Nordbahn entwickelte sich bis zum Ersten Weltkrieg sehr positiv und brachte für die an die Bahn angeschlossenen Gemeinden einen wirtschaftlichen Aufschwung. Die Fahrzeit für die gesamte Strecke lag allerdings bei rund drei Stunden und bei einem Umstieg auf die Staatsbahn mussten die Reisenden längere Strecken zu Fuß zurücklegen. Im Güterverkehr mussten die beförderten Güter an den Endstationen aufwendig umgeladen werden.
Wegen dieser erheblichen Betriebserschwernisse wurde 16.02.1922 der Beschluss gefasst, die Bahnstrecke auf Normalspurweite umzurüsten. Der Umbau auf die Normalspur von 1435mm erfolgte in den Jahren 1933 bis 1935. Als Anschlussstellen dienten Rheine-Altenrheine und Osnabrück Eversburg, wo sie an die Strecke der Oldenburger Südbahn anschloss. Gleichzeitig fand die Umbenennung der Gesellschaft in „Tecklenburger Nordbahn AG“ statt. Endstation der Personenzüge waren von nun an der Osnabrücker Hauptbahnhof und ein Straßengleis in Rheine an der Ibbenbürener Straße, rund 800 m vom Reichsbahnhof Rheine entfernt. Die Fahrzeit für die gesamte Strecke betrug nun zwischen 1,5 und 2 Stunden.
Entwicklungen nach 1945
Die Strecke der Tecklenburger Nordbahn wurde im Zweiten Weltkrieg durch die Zerstörung der Kanalbrücken in Recke und Rheine Kanalhafen unterbrochen. Erst am 03.12.1946 war die Strecke wieder durchgehend befahrbar. Während des wirtschaftlichen Aufschwungs nach dem Zweiten Weltkrieg stiegen die Fahrgastzahlen weiter an und erreichten ihren historischen Höchststand.
Bis in die 1950er Jahre hinein verrichteten Dampflokomotiven ihren Dienst auf der Tecklenburger Nordbahn, dann fand die Umstellung von Dampf- auf Dieseltraktion statt. Der 1951 beschaffte Schienenbus war der erste Schienenbus in Nordrhein-Westfalen. Zeitweise fuhr die Bahn über ein Industrie-Anschlussgleis auch planmäßig bis zum DB-Bahnhof Rheine. Zusätzlich setzte die Eisenbahngesellschaft Buslinien in die umliegenden Gemeinden ein, um die Bedürfnisse der Fahrgäste zu befriedigen. Entsprechend fand 1960 eine Umbenennung in „Verkehrsbetriebe Kreis Tecklenburg“ statt.
Einstellung des Personenverkehrs
Mit der zunehmenden Verbreitung des Individualverkehrs sanken die Fahrgastzahlen bereits in den 1960er Jahren und es kam zur Einstellung des Personenverkehrs zwischen Osnabrück und Recke. Bereits am 28.05.1967 endete der Personenverkehr auch auf dem verbleibenden Streckenabschnitt bis nach Rheine. Im Jahre 1970 setzte eine Zentralisierung des Nahverkehrs ein und die „Verkehrsbetriebe Kreis Tecklenburg“ gingen in der „Regionalverkehr Münsterland GmbH“ auf. Seit 1980 gehört die Strecke zum Regionalverkehr Münsterland GmbH.
Seit der Einstellung des Personenverkehrs dient die Tecklenburger Nordbahn ausschließlich dem Transport von Gütern. Die Einfädelung der Tecklenburger Nordbahn im Bahnhof Eversburg wurde 1989 so umgestaltet, dass diese etwa 1 km vor dem Bahnhof und noch vor dem Bahnübergang Landwehrstraße in die Strecke aus Oldenburg einmündet. Für den Personenverkehr wurde 1999 eine Schnellbuslinie zwischen Recke und Osnabrück eingerichtet, die auch die historischen Gemeinden Mettingen und Westerkappeln entlang der Tecklenburger Nordbahn bedient.
Heute wird die Strecke außerdem noch von den Osnabrücker Dampflokfreunden befahren.
Zukunftsausblick: Reaktivierungspläne
Aufgrund steigender Fahrgastzahlen auf der Schnellbuslinie zwischen Osnabrück und Recke werden seit 2003 immer wieder Forderungen laut, die Bahnstrecke für den Personenverkehr wieder zu eröffnen. Ein entsprechendes Gutachten kam zu dem Ergebnis, dass eine Reaktivierung empfehlenswert ist. Im Nahverkehrsplan des Aufgabenträgers NWL von 2011 ist die Wiederinbetriebnahme als Regionalban von Osnabrück bis Recke im 30-Minuten-Takt vorgesehen. Bei der im Deutschlandtakt unterstellten Bedienung der Strecke im 30-Minuten-Takt an Stelle der vorhandenen Schnellbuslinie werden täglich rund 4800 Fahrgäste erwartet.
Die erforderliche standardisierte Bewertung des volkskwirtschaftlichen Nutzens wurde im Juni 2021 fertiggestellt und kommt zu einem Nutzen-Kosten-Indikator vin 1,61. Auf dieser Grundlage kann die Reaktivierung der Strecke für den Personenverkehr in den ÖPNV-Bedarfsplan des Landes Nordrhein-Westfalen aufgenommen und gefördert werden. Details zu einer möglichen Reaktivierung der Tecklenburger Nordbahn zwischen Osnabrück-Eversburg und Recke sind der standardisierten Bewertung der Maßnahme zu entnehmen:
- Ertüchtigung der Strecke für eine Streckengeschwindigkeit von bis zu 100 km/h zur Erreichung attraktiver Fahrzeiten (< 35 Minuten zwischen Osnabrück Hbf und Recke)
- Anpassung der Linienführung in engen Gleisradien zur Erhöhung der Geschwindigkeit in den betroffenen Abschnitten
- Errichtung der neuen Station Lotte-Büren/Eversburg im Bereich des Bahnübergangs Landwehrstraße mit Verlegung der Anschlussweiche um rund 200 Meter in südliche Richtung
- Zweigleisiger Ausbau als Betriebsbahnhof im Bereich km 12,1 – 13,1 zwischen Westerkappeln und Mettingen
- Anpassung der Signaltechnik im Bahnhof Eversburg mit weiteren Signalen in den Gleisen 12 und 13 zur Ermöglichung von Zugkreuzungen mit Zügen in / aus Richtung Oldenburg
- Zur Abwickung der Zugwenden in Osnabrück Hbf ist ein zusätzliches Gleis östlich der Bahnsteige im Bereich des ehemaligen Gleisanschlusses zum Stahlwerk erforderlich.
- Bau von 7 Verkehrsstationen entlang der Strecke mit einer Bahnsteiglänge von jeweils 120m:
- Lotte-Büren/Eversburg (km 1,1)
- Büren Kromschröder (km 2,7)
- Lotte-Wersen (km 4,2)
- Westerkappeln (km 10,1)
- Mettingen (km 16,7)
- Mettingen-Schlickelde/Espel (km 20,4)
- Recke (km 24,1)
- Erneuerung oder Rückbau von 66 Bahnübergängen auf dem Streckenabschnitt
- Erneuerung von 3 Brückenbauwerken und diversen Durchlässen
- Ausrüstung der Betriebsstellen mit elektronischer Stellwerkstechnik (ESTW)
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