KBS 392 – Oldenburg – Os-Eversburg “Oldenburgische Südbahn” KBS 394 – Delmenhorst – Hesepe “Schusterbahn”

Daten der Strecke

KBS 392 / VzG-Strecke 1502, Oldenburg – Osnabrück-Eversburg, Streckengeschwindigkeit: 120 km/h
KBS 394 / VzG-Strecke 1560, Delmenhorst – Hesepe, Streckengeschwindigkeit: 80 km/h
Bauzeit: 1873 – 1900
Streckenverlauf und Betriebsstellen (KBS 392):

  • 0,0 Oldenburg Hbf
  • 10,5 Sandkrug
  • 17,9 Huntlosen
  • 23,3 Großenkneten
  • 28,9 Ahlhorn
  • 35,0 Höltinghausen
  • 41,2 Cloppenburg
  • 53,0 Bartmannsholte
  • 56,6 Essen (Oldenburg)
  • 62,7 Quakenbrück
  • 76,7 Bersenbrück
  • 82,2 Alfhausen
  • 89,4 Hesepe
  • 92,6 Bramsche
  • 96,2 Achmer
  • 97,4 Awanst Achmer Süd
  • 102,1 Hp Halen
  • 108,0 Osnabrück-Eversburg

    Streckenverlauf und Betriebsstellen (KBS 394):
  • 0,0 Delmenhorst
  • 6,4 Ganderkesee
  • 16,4 Brettorf
  • 24,5 Wildeshausen
  • 41,1 Lutten
  • 45,1 Vechta-Stoppelmarkt
  • 47,8 Vechta
  • 55,9 Lohne (Oldenburg)
  • 61,2 Hp Mühlen (Oldenburg)
  • 64,2 Hp Steinfeld (Oldenburg)
  • 68,6 Hp Holdorf (Oldenburg)
  • 78,2 Neuenkirchen (Oldenburg)
  • 82,4 Hp Rieste (Kreis Bersenbrück)
  • 87,8 Hesepe


Das Streckennetz der Großherzoglichen Oldenburgischen Eisenbahn zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Quelle: Deutsche Bundesbahn, 140 Jahre Eisenbahndirektion Hannover, S. 35

Planung der Oldenburger Südbahn

Die Oldenburger Südbahn der Großherzoglich Oldenburgischen Eisenbahn (GOE) führte von Oldenburg nach Osnabrück und war die längste Strecke des Herzogtums. Überlegungen für den Bau einer Eisenbahnlinie im Bereich des damals zum Königreich Hannover und später zu Preußen gehörendem Quakenbrück als südlichstem Punkt gehen bis ins Jahr 1850 zurück. Es wurden Eisenbahnkomitees und -vereine gegründet und viele Überlegungen über einen möglichen Trassenverlauf angestellt. Die damals Verantwortlichen im Großherzogtum waren, obwohl Oldenburg bereits an das Eisenbahnnetz über Bremen angeschlossen war, sehr stark an einer Nord Süd Verbindung interessiert und hofften, dass die Paris-Hamburg-Bahn über die südlichen Landesteile gebaut wurde.

Doch im Jahre 1868 begann die Köln-Mindener Eisenbahn mit dem Bau der Paris-Hamburg-Bahn über Osnabrück und Diepholz, das Großherzogliche Territorium wurde nicht einmal berührt. Als Antwort hierauf beschloss der oldenburgische Landtag im Jahre 1870 den Bau der Oldenburgischen Südbahn bis Quakenbrück und ein Jahr später den Bau der Gesamtstrecke bis Osnabrück. Preußen verweigerte jedoch zunächst den Bau der Südbahn über sein Gebiet, da es eine Konkurrenz zu der gerade erst in Betrieb genommenen Paris-Hamburg-Bahn fürchtete. Auch waren die Verantwortlichen nicht bereit, den Streckenabschnitt Quakenbrück – Osnabrück selber zu bauen. Erst 1873 gab die preußische Regierung ihre Zustimmung zum Weiterbau der Südbahn bis Osnabrück durch die GOE.

Die Streckentrassierung über Sandkurg, Huntlosen, Ahlhorn, Cloppenburg, Essen (Oldb), Quakenbrück und Bersenbrück nach Bramsche konnte wegen der einfachen topografischen Verhälntnisse ohne nennenswerte Steigungen zwischen den anzubindenden Orten direkt der Luftlinie folgend geplant werden. Um nicht zu weit von der Luftlinie abzuweichen, wurde der Bahnhof in Cloppenburg in Ortsrandlage östlich der Innenstadt gewählt.

Die Planungen der “Schusterbahn” zwischen Delmenhorst und Hesepe ging von der seit 1888 bestehenden Eisenbahnstrecke zwischen Vechta und Lohne aus, welche von Ahlhorn aus angebunden war. Für das Amt Vechta war ein Anschluss an das bestehende Eisenbahnnetz äußerst wichtig, und es gelang 1894 nach längeren Verhandlungen mit der preußischen Regierung die Weiterführung der Strecke bis Hesepe zu erreichen. Die Strecke sollte Südoldenburg erschließen und in Konkurrenz zur preußischen Parallelstrecke von Bremen nach Osnabrück stehen. Nachdem verschiedene Streckenverläufe diskutiert wurden, kam schließlich die Streckenführung über Wildeshausen nach Vechta zur Umsetzung.

Bau der Strecke

Im Frühjahr 1873 wurde mit dem Bau der Strecke von Oldenburg aus begonnen und am 15. Oktober 1875 auf dem Teilstück Oldenburg – Quakenbrück dem Betrieb übergeben. Für den Bau der Strecke wurden wegen fehlender Fachkräfte unter anderem Leiharbeiter aus Österreich eingesetzt.
Noch in dem selben Jahr wurden die Arbeiten an der Südbahn in Richtung Osnabrück fortgesetzt und am 30.06.1876 abgeschlossen. Einen Tag später wurde die Stecke zum ersten Mal in voller Länge von einer Lokomotive befahren. Am 15.11.1876 erfolgte die offizielle Streckeneröffnung.

Am 01.05.1900 wurde nördlich von Bramsche die Bahnstrecke der GOE von Delmenhorst bis Hesepe an das bestehende Streckennetz angeschlossen. Da viele ansässige Schuster die Bahn benutzten, um ihre Schuhe auf die Märkte zu bringen, erhilt die Strecke den Spitznamen “Schusterbahn”. Damit war dann auch Vechta über die Schiene mit dem Eisenbahnknoten Osnabrück verbunden.

Die Reisezüge der GOE fuhren ab Eversburg noch rund 4 Kilometer auf den Gleisen der ehemaligen Westbahn und endeten am Hannoverschen Bahnhof, während die Güterzüge in Eversburg endeten. Das Großherzogtum Oldenburg war nun über Osnabrück mit Industriezentren an Rhein und Ruhr verbunden.

Entwicklung der Strecke

Obwohl die Strecke ab Quakenbrück über preußischen Gebiet verlief, gehörten Bahnanlagen sowie das gesamte Eisenbahnpersonal einschließlich des Bahnhofs Osnabrück-Eversburg zur GOE. Diese behielt die Zuständigkeit hierfür bis zu ihrer Auflösung im Jahre 1918, als die Zuständigkeit für die Strecke durch die Reichsbahndirektion Oldenburg übernommen wurde.

Am 18.06.2006 hat NWB 81361 den Bahnhof Wildeshausen erreicht und wartet die Kreuzung mit dem Gegenzug nach Osnabrück ab.

In den 1960er und 1970er Jahren nahm mit dem Anwachsen des Straßenverkehrs die Bedeutung der Strecke deutlich ab . Der Güterverkehr wurde zunehmend auf die Straße verlagert und auch die Fahrgastzahlen im Reisezugverkehr waren bis in die 1990er Jahre rückläufig. Neben dem Regionalverkehr gab es im Laufe der Zeit lediglich ein bescheidenes Fernverkehrsangebot mit einzelnen Schnellzügen auf der Strecke (zuletzt Mitte der 1990er Jahre mit dem Schnellzugpaar Köln – Wilhelmshaven). Für die Strecke von Delmenhorst nach Hesepe drohte zeitweise die Stilllegung, nachdem Mitte der 1990er Jahre der Zugverkehr auf wenige Zugpaare pro Tag ausgedünnt wurde. Zum Einsatz kamen häufig Schienenbusse in zwei- bis dreiteilgen Garnituren sowie Zuggarnituren bestehend aus einer Diesellok vom Typ V100 und zwei bis drei Umbauwagen. Von Samstagmittag mit Montagmorgen fand dort gar kein Reisezugverkehr mehr statt.

Ende der 1990er Jahre einigten sich das Land Niedersachsen mit der Deutschen Bahn AG auf eine umfassende Modernisierung der Bahnstrecke. Attraktive Reisezeiten bei einer Streckengeschwindigkeit von 120 km/h waren eine wesentliche Grundlage für die Ausschreibung der Verkehrsleistungen, die seit dem 5. November 2000 durch die 1999 gegründete NordWestBahn erbracht werden. Durch die Verkürzung der Fahrzeiten und das Angebot eines Taktfahrplans über den gesamten Tagesverlauf konnten die Fahrgastzahlen in den folgenden Jahren verdoppelt werden. Seit dem 14. Dezember 2003 wird auch auf der Strecke zwischen Delmenhorst und Hesepe ein durchgehender Stundentakt angeboten.

Heutige Situation

Die Strecke wird heute im Regionalverkehr jeweils stündlich mit Dieseltriebwagen vom Typ Lint 41 der NordWestBahn bedient. Auf den Strecken verkehren die folgenden Linien:

  • RE18 Osnabrück – Cloppenburg – Oldenburg – Wilhelmshaven
  • RB58 Osnabrück – Vechta – Delmenhorst – Bremen

Güterverkehr findet auf den Strecken aktuell noch zur Erdgasaufbereitungsanlage in Großenkneten, zum Futtermittelwerk in Höltinghausen sowie zum Tanklager in Hesepe statt.

Zukunftsausblick: Geplanter Ausbau

Mit der Entscheidung der Niedersächsischen Landesnahverkehrsgesellschaft (LNVG) für den Abschied der Dieseltriebwagen im Schienenpersonennahverkehr aus 2020 wird eine Anpassung der Infrastruktur auch im sogenannten “Teilnetz Weser-Ems” mit den Linien RE 18 Osnabrück – Oldenburg – Wilhelmshaven und RB 58 Osnabrück – Vechta – Delmenhorst – Bremen erforderlich. Die LNVG empfiehlt Planungen für den Ausbau und die Elektrifizierung der Strecken im “Teilnetz Weser-Ems” als „besonders wirtschaftlich“.

Im Juli 2023 kündigte des Niedersächsischen Verkehrsministerium die Elektrifizierung und Ertüchtigung der Bahnstrecke Oldenburg – Osnabrück bis 2034 an. Außerdem sollen zusätzliche zweigleisige Begegnungsabschnitte und Kreuzungsstellen zwischen Sandkrug und Huntlosen, zwischen Höltinghausen und Cloppenburg, zwischen Achmer und Halen sowie in den Bereichen Hemmelte und Badbergen einen durchgängigen Halbstundentakt des RE 18 ermöglichen. Nach der Elektrifizierung sollen auf der Strecke insgesamt 27 Elektrotriebzüge eingesetzt werden. Die schnellere Beschleunigung der neuen Elektrotriebzüge soll eine die Reaktivierung des Personenhalts in Alfhausen bei gleichzeitiger Fahrtzeitverkürzung zwischen Oldenburg und Osnabrück ermöglichen.

Von einer Elektrifizierung und einem Ausbau des Teilstücks zwischen Hesepe und Osnabrück profitiert auch die Linie RB 58 auf der Bahnstrecke Delmenhorst – Hesepe, auf der dann insgesamt 19 neue Akku-Triebzüge eingesetzt werden sollen. Zwischen Delmenhorst und Hesepe sollen sogenannte Oberleitungsinselanlagen für das Nachladen der Fahrzeugbatterien im laufenden Betrieb entstehen.

Der Bundestag beschloss im Oktober 2023 die Aufnahme der „ABS Oldenburg – Osnabrück“ in den potenziellen Bedarf des Bedarfsplans für die Bundesschienenwege sowie in das Gesetz zur Beschleunigung von Genehmigungsverfahren im Verkehrsbereich.

Mit den entsprechenden Planungen für den Ausbau der Strecken Oldenburg – Osnabrück und Delmehorst – Hesepe soll in 2024 begonnen werden.

Stand des Textes: Januar 2024

Quellen

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