Beitragsbild: Osnabrücker Hbf, Blick von Süden auf den Gleise 1 bis 5. An Gleis 1 Wertet eine „Bügelfalten 110“ mit einer Regionalbahn nach Münster.
Foto: Matthias Beermann (25.12.2004)
Der Hauptbahnhof Osnabrück ist die bedeutendste Verkehrsdrehscheibe für den öffentlichen Personenverkehr im Großraum Osnabrück. Hier am Hauptbahnhof findet nicht nur die Verknüpfung von schienengebundenem Fern- und Nahverkehr statt, sondern auch ein Übergang auf das dichte Bussystem von Stadt und Landkreis. Im Schnitt gut 20.000 Reisende (Stand 2016) nutzen täglich den Hauptbahnhof Osnabrück.
Aktuelle Fahrplaninformationen ab Osnabrück Hbf bietet die Deutsche Bahn AG auf Ihrer Internetseite.
Den Reisenden stehen auf zwei Ebenen 5 Bahnsteige mit insgesamt 9 Bahnsteiggleisen zur Verfügung. Diese besondere „Turmbauweise“ macht den Hauptbahnhof Osnabrück damit zu einer Besonderheit und nach dem Berliner Hauptbahnhof zum zweit größten Turmbahnhof in Europa.
Personenverkehr auf dem „oberen Personenbahnhof“ (Po)
Hier befinden sich die Gleise 1 (Bahnsteig A), 2/3 (Bahnsteig B) und 4/5 (Bahnsteig C), auf denen Züge des Fern- und Nahverkehrs überwiegend im Taktverkehr abfahren. Das Gleis 5 ist mit einem Zugdeckungssignal etwa in der Mitte des Bahnsteiges ausgerüstet, so dass es für gleichzeitige Zugfahrten nach Süden und nach Norden genutzt werden kann.
Östlich der Bahnsteiggleise befinden sich Durchfahrtgleise für den Güterverkehr, an die auch die Bremer und die Schinkelkurve angebunden sind. Folgende Relationen werden bedienen:
Linie | Laufweg | Takt | Abfahrt* |
---|---|---|---|
Fernverkehr | |||
ICE Linie 14 (DB Fernverkehr) | Köln – Münster – Osnabrück – Hannover – Berlin | 3 Zugpaare tgl. | Gleis 3 |
ICE Linie 42** (DB Fernverkehr) | Hamburg – Osnabrück – Köln – Frankfurt/Flughafen – Stuttgart – München | 2 stündlich | Gleis 2/3 |
ICE Linie 43** (DB Fernverkehr) | Hamburg – Osnabrück – Köln – Frankfurt/Flughafen – Karlsruhe – Basel | 2 stündlich | Gleis 2/3 |
ICE Nachtnetz (DB Fernverkehr) | Kiel – Hamburg – Osnabrück – Frankfurt | 2 Zugpaare tgl. | Gleis 2/3 |
Flix 20 (Flixtrain) | Hamburg – Osnabrück – Köln | 2 Zugpaare tgl. | Gleis 2/3 |
Nahverkehr | |||
RE 2 (DB Regio) | Osnabrück – Münster – Düsseldorf | stündlich | Gleis 4 |
RE 9 (DB Regio) | Osnabrück – Diepholz – Bremen – Bremerhaven | stündlich bis Bremen | Gleis 5 Nord |
RB 66 (Eurobahn) | Osnabrück – Münster | stündlich | Gleis 1 |
RB 75 (Nordwestbahn) | Osnabrück – Dissen – Bielefeld | stündlich | Gleis 5 Süd |
** Linien verkehren überwiegend im 2-Stundentakt. In einigen Stunden verkehren allerdings lokbespannte Züge EC/IC.
Personenverkehr auf dem „unteren Personenbahnhof“ (Pu)
Osnabrück Hbf Pu verfügt über die Gleise 11/12 (Bahnsteig D) sowie 13/14 (Bahnsteig E). Auch auf der unteren Ebene verkehren sowohl Fern- als auch Nahverkehrssysteme, wobei die Gleise 13/14 ausschließlich von den Nahverkehrszügen von und nach Oldenburg, Wilhelmshaven, Vechta und Bremen genutzt werden.
Parallel zu den Bahnsteigen auf der südlichen Seite befinden sich ferner zwei Gz-Gleise, die zum Osnabrücker Rangierbahnhof führen.
Linie | Laufweg | Takt | Abfahrt* |
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Fernverkehr | |||
IC Linie 77 (DB Fernverkehr) | Amsterdam – Rheine – Osnabrück – Hannover – Berlin | 2 stündlich | Gleis 11/12 |
Nahverkehr | |||
RE 18 (Nordwestbahn) | Osnabrück – Oldenburg – Wilhelmshaven | stündlich | Gleis 13 |
RE 60 (Westfalenbahn) | Rheine – Osnabrück – Hannover – Braunschweig | 2 stündlich | Gleis 11/12 |
RE 62 (DB Regio) | Rheine – Osnabrück – Löhne | 2 stündlich | Gleis 11/12 |
RB 58 (Nordwestbahn) | Osnabrück – Vechta – Bremen | stündlich | Gleis 14 |
RB 61 (Eurobahn) | Hengelo – Rheine – Osnabrück – Bünde – Bielefeld | stündlich | Gleis 11/12 |
Die Grundtakte für das Fahrplanjahr 2024 sind in der nachstehenden Grafik im Zweistundenraster dargestellt.
Besonderheiten im und am Hauptbahnhof
Mit „Olafs Bahnhofskiosk“ auf dem Bahnsteig D zwischen den Gleisen 11 und 12 verfügt der Osnabrücker Hbf über eine echte Rarität. Seit über 100 Jahren existiert der Kiosk auf dem Bahnsteig bereits.
Der Bahnhofsvorplatz wurde in den Jahren 2000 bis 2001 vollständig neu gestaltet. Unter anderem wurde ein großes ovales Dach errichtet, das Busreisenden Schutz vor Regen bietet. Das Gebäude des Postamtes Osnabrück 1 wurde abgerissen und durch ein modernes Parkhaus mit direktem Zugang zum Bahnsteig 1 ersetzt. In direkter Nachbarschaft befindet sich ein großes Kino sowie eine neue Poststelle.
Die untere Etage des Parkhauses befindet sich die Fahrradstation, die nach größeren Umbauarbeiten aus der ehemaligen Expressgutabfertigung zum 01.04.2023 hier eingezogen ist. Aktuell ist sie nach der Radstation in Münster Deutschlands zweitgrößte Fahrradgarage.
Nachfolger in der ehemaligen Expressgutabfertigung ist der Nachtclub „Darknet“, der am 03.06.2023, nach entsprechenden Umbauarbeiten, seine Türen öffnete.
Zum Kirchentag im Sommer 2008 wurden die Bahnsteigzugänge mit Fahrstühlen ausgestattet, die in den Bereichen der Treppenaufgänge bzw. in den Vorrichtungen ehemaliger Lastenaufzüge integriert wurden. Auch das Bahnsteigdach an Gleis 1 wurde mit lichtdurchlässigen Elementen versehen. Im Zuge dieser Umbaumaßnahmen wurden auch die Toiletten umfassen saniert.
Insgesamt präsentiert sich der Osnabrücker Hauptbahnhof heute als zeitgemäßer und moderner Bahnhof mit einer Vielzahl an Geschäften und Serviceeinrichtungen.
Blick in die Geschichte: Osnabrück erhält einen Zentralbahnhof
Am 24. April 1895 nahm dieser Zentralbahnhof zu Osnabrück seinen Betrieb auf, 40 Jahre nachdem Osnabrück seinen ersten Eisenbahnanschluss an die Hannoversche Westbahn erhalten hatte. Das eindrucksvolle Gebäude wurde recht weit außerhalb des damaligen Stadtzentrums, quasi auf der grünen Wiese, im Kreuzungspunkt von Hannoverscher Westbahn und Hamburg-Venlo-Bahn errichtet. Der Höhenunterschied beträgt hier ca. 5,50 Meter und ermöglichte somit, die Bahnsteige auf zwei Ebenen anzuordnen. Durch die Konzentration des Reisezugverkehrs an diesem neuen „Zentralbahnhof“ konnte das bis dahin aufwändige Umsteigen zwischen dem Hannoverschen und dem Bremer Bahnhof entfallen. In diesem Zusammenhang hob man die Verkehrshalte an den beiden ehemaligen „Hauptbahnhöfen“ auf.
Verbindungskurven zwischen den Bahnhofsebenen
Die Anlage eines Turmbahnhofes machte es notwendig, Verbindungskurven zwischen den unterschiedlichen Bahnhofsebenen zu errichten. Aus der Vogelperspektive betrachtet, verleihen diese dem Eisenbahnknoten Osnabrück die Gestalt eines Autobahnkreuzes. Die Verbindungskurven können von Zugfahrten befahren werden und besitzen wegen ihrer betrieblichen Funktion jeweils eigene Streckennummern. In Osnabrück sind heute noch folgende Verbindungskurven zur flüssigen Betriebsabwicklung in Betrieb:
- Die Kluskurve (VzG-Strecke 1602) ist die älteste Verbindungskurve und stellt die kürzeste und damit die steilste Verbindung zwischen den beiden Bahnhofsebenen dar. Eine Nutzung dieser Kurve für Reiszüge ist nicht sinnvoll, da man die Kurve nicht vom Bahnsteig aus ohne Zurücksetzen aus befahren kann. Die Kluskurve dient daher in erster Linie Rangierfahrten im Bahnhof und Güterzugfahrten aus Richtung Rheine nach Bremen und Hamburg und umgekehrt.
- Die Schinkelkurve, Stahlwerkskurve (beide VzG-Strecke 1600) und Löhner Kurve (VzG-Strecke 1611) bieten die Möglichkeit von der unteren Ebene in den Bahnsteigbereich der oberen Bahnhofsebene einzufahren. Schinkelkurve und Löhner Kurve wurden und werden regelmäßig von Reisezügen des Fernverkehrs der Relation Münster – Hannover (- Berlin) befahren.
- Im Zusammenhang mit dem Bau des Rangierbahnhofes wurden zwischen 1911 und 1914 die Münsterkurve (VzG-Strecke 1620) und die Bremer Kurve (VzG-Strecke 1621) errichtet, welche von der oberen Bahnhofsebene die Einfahrt in den Rangierbahnhof ermöglichen.
Historische Verbindungsbahnen
Neben diesen heute noch in Betrieb befindlichen Verbindungskurven, gab es früher noch Verbindungsbahnen, die ein Umfahren des Zentralbahnhofes ermöglichten und dabei an die verschiedenen Strecken angeschlossen waren. Als die Eisenbahn noch in Staatshand war und kaum Konkurrenz durch andere Verkehrsträger hatte, wurden die Bahnanlagen oft für alle Eventualitäten ausgestattet. So wurde zum Beispiel während des Zweiten Weltkrieges ein umfassendes System von Verbindungsbahnen errichtet, um im Fall des Falles das eigentliche Kreuzungsbauwerk des Hauptbahnhofes Osnabrück umfahren zu können. So konnte man den durchgehenden Transport kriegswichtiger Güter zwischen den großen Nordseehäfen und dem Ruhrgebiet auch bei einer Zerstörung des Zentralbahnhofes gewährleisten.
In Nord-Süd-Richtung konnte der Knoten Osnabrück komplett umfahren werden. Abzweigend von der Strecke Bremen – Osnabrück, etwa in Höhe des Icker Weges, führte die Trasse durch die Ortsteile Dodesheide und Haste und schließlich am Piesberg vorbei zum Bahnhof Eversburg. Dort erfolgte die Anbindung an die Oldenburger Südbahn und die Tecklenburger Nordbahn. Über eine Verbindungskurve wurde die Hannoversche Westbahn bei Lotte angeschlossen. Eine weitere Verbindungsstrecke zweigte dann in Velpe von der Ost-West-Strecke ab und mündete schließlich bei Hasbergen auf die Strecke nach Münster. Diese Strecke wurde auf dem Damm der ehemaligen Perm-Bahn der Klöckner-Werke errichtet. Noch bis 1946 wurde diese Kurve von Reisezügen der Relation Münster – Hannover befahren. Im Jahre 1949 wurde die Kurve schließlich demontiert.
Stand 18.07.2023
Quellen
- Deutsche Bundesbahn – 130 Jahre Eisenbahn in Osnabrück (1985)
- Neue Osnabrücker Zeitung: Einer der Letzten seiner Art – 06./07.08.2022
- Neue Osnabrücker Zeitung: Ein Symbol für die Verkehrswende – 01./02.04.2023