Osnabahn trifft LEGO-Modellbahnbauer Christoph Ellermann
Noch immer kündet ein großes Metallschild mit der Aufschrift „Lüstringen“ davon, dass an der Sandforter Straße einst Personenzüge hielten. Diese Zeiten sind seit 1980 freilich Geschichte. Das ehemalige Bahnhofgebäude dient seither gewerblichen Zwecken und wurde in den vergangenen Jahren umfangreich saniert. Dabei legte der Eigentümer großen Wert darauf, den historischen Charakter des Gebäudes zu erhalten. Dennoch haben sich Bahnhof und Bahnhofsumfeld seit den 1960er Jahren immer wieder verändert. Gebäude wurden abgerissen, neue Dienstgebäude entstanden und verschwanden ebenfalls wieder. Bahnbetrieblich spielt Lüstringen heute keine große Rolle mehr, sieht man davon ab, dass die Papierfabrik Schoeller regelmäßig Güterwagen in ihren hier abzweigenden Gleisanschluss zugestellt bekommt. Diese Wagen werden dann mit der werkseigenen Dampfspeicherlok abgeholt. Für Nichteisenbahner somit ein wenig interessanter Ort.
Und dennoch wird der Bahnhof Lüstringen bald „auf Reisen gehen“. Christoph Ellermann, Ur-Lüstringer, von Beruf Mediengestalter, ist LEGO-Modellbahnbauer und hat „seinen“ Heimatbahnhof im Zustand der 1970er/1980er Jahre umfassend nachgebaut. Bevor das Gesamtwerk nun auf die Reise zum 7. BauSpielBahn-Treffen nach Schkeuditz bei Leipzig geht, bot Herr Ellermann uns von osnabahn.de einen ausführlichen Einblick in seine „Werkstatt“ und auf das nahezu fertige Modell an.
Die LEGO-Modellanlage vom Bahnhof Lüstringen ist auf einer Grundfläche von 7 x 2,5 Metern im Maßstab 1:45 gebaut und natürlich ein Unikat. Um die Gleisanlagen und Gebäude möglichst originalgetreu nachzubauen, recherchierte Christoph Ellermann ausführlich Schriften über den Bahnhof sowie historische Fotografien. „Für mich ist es sehr wichtig, die Hintergründe und Details der Anlagen und Fahrzeuge zu kennen, die ich baue. Es muss ein Gesamtpaket sein“, so Christoph Ellermann. „Ich hätte z.B. nie gedacht, dass das Schrankenwärterhäuschen blau gewesen ist. Eine Farbfotografie aus den frühen 1980er Jahren gab hier Aufschluss.“ Dabei ist die aktuelle Anlage schon das zweite Modell, dass Ellermann vom Bahnhof Lüstringen gebaut hat.

Die Faszination für LEGO begleitet Christoph Ellermann schon seit seiner Kindheit. Die Eisenbahnbegeisterung hat er von seinem Vater in die Wiege gelegt bekommen, ein Freund inspirierte ihn 2014, beide Leidenschaften miteinander zu verbinden. Im Maßstab 1:32 entstand der Bahnhof Asendorf, der vom „Deutschen Eisenbahn Verein (DEV)“ betrieben wird und den er auch im Rahmen von Betriebstagen entsprechend ausstellte. Natürlich ist ein Bahnhof ohne Lokomotiven und Wagen kein richtiger Bahnhof. Und so war es nur zwangsläufig, dass er auch einen Teil der vereinseigenen Fahrzeuge detailgetreu aus LEGO aufbaute. Neben zwei Schmalspurdampfloks waren auch DEV-Dieselloks und ein Triebwagen T41 dabei, der den liebevollen Beinamen „Schweineschnäuzchen“ trägt. „Wichtig ist, dass die Modelle zu 99% aus Original-LEGO-Steinen bestehen. Lediglich für Einzelstücke wie z.B. Schubstangen an Loks o.Ä. darf der 3D-Drucker aushelfen,“ so Ellermann. Etwa 500.000 Legosteine befinden sich aktuell in Ellermanns Bauvorrat. „Vielleicht sind es auch ein paar mehr“, schmunzelt er. Um hier den Überblick zu behalten, gibt es für jede gängige Farbe ein „Grundset“ an gängigen Bausteinen. Dazu kommen weitere Steine und Technikelemente wie Fahrmotoren usw. „Die Faszination am LEGO-Modellbau ist“, so Ellermann, „dass man Bausteine aus verschiedenen Epochen miteinander kombinieren kann und dass der Fantasie keine Grenzen gesetzt sind.“ Jede seiner Lokomotiven ist somit ein Einzelexemplar, Standardbausätze gibt es hierfür ohnehin nicht. Das sei auch im Hinblick auf das BauSpielBahn-Treffen in Schkeuditz wichtig, weil hier ausschließlich selbst entwickelte Originale ausgestellt werden dürfen.



Nachdem Ellermann über einige Jahre mit dem Bahnhof Asendorf an verschiedenen Ausstellungen teilgenommen hatte, war die Zeit für ein neues Projekt gekommen und nach einem ersten „Prototyp“ vom Bahnhof Lüstringen im Jahr 2018 (siehe auch den NOZ-Artikel „Ein Stück Lüstringen in Lego“) ging er das „Projekt Lüstringen“ im Jahr 2024 noch einmal von vorne an. Mit der Altbauschnellzuglok E04 und dem Stückgutschnelltriebwagen VT 69.9 kommen zwei für Osnabrück typische Fahrzeuge auf der Anlage zum Einsatz.

Foto: Matthias Beermann
Rund ein bis drei Monate benötig Ellermann zum Bau einer Modelllokomotive. Baupläne müssen maßstabsgetreu entworfen und Baustrategien entwickelt werden. Auch sonst legt der LEGO-Bauer größten Wert auf korrekte Details: z.B. liegen den Lokomotivbeschriftungen Originalfotos zu Grunde, die Ellermann selbst an den Originalfahrzeugen aufgenommen hat. Weitere technische Feinheiten und Details kommen dazu: So öffnen und schließen sich die Türen des Güterschuppens, wenn ein Wagen zur Beladung bereitgestellt wird und auch die Schranken des Bahnübergangs schließen sich bei Annäherung eines Zuges automatisch. Auch die Dampfspeicherlok der Papierfabrik Schoeller befindet sich in Konstruktion, wird aber noch eine Weile dauern. Und wieviel Zeit nimmt das Hobby nun in Anspruch? Christoph Ellermann lacht: „Manchmal sind auch Wochen dabei, in denen ich gar nicht baue, in anderen Wochen können es auch schon mal zehn bis zwanzig Stunden sein.“
Modellbahnhof Lüstringen „on Tour“
LEGO-Freunde und Interessierte können den Modellbahnhof Lüstringen mit den Zügen und Lokomotivern bei den folgenden Veranstaltungen bewundern:
08.08. bis 10.08.2025 – 7. BAUSPIELBAHN-TREFFEN in Schkeuditz bei Leipzig
29.11. bis 30.11.2025 – PIESBERGER WEIHNACHTSZAUBER im Magazingebäude des MIK
10.01. bis 11.01.2026 – 30. MODELLBAU LINGEN in der Emslandhalle Lingen