Das Betriebswerk Hannoverscher Bahnhof

Mit dem Anschluss der Stadt Osnabrück an das Eisenbahnnetz der königlichen Hannoverschen Eisenbahn entstand auch die Notwendigkeit Wartungsanlagen für Lokomtiven und Wagen zu errichten. Da die Stadt Osnabrück etwa den Mittelpunkt auf der Hannoverschen Westbahn zwischen Hannover und Emden bildete, wurden an der Sandbachstraße entsprechend umfangreiche Werksanlagen errichtet (Bw Hannoverscher Bahnhof). Gegenüber vom Güterbahnhof entstand ein Lokschuppen mit zunächst zwei Zuführungsgleisen und direkt nördlich anschließend eine Werkstatthalle mit sieben Gleisen. Über eine Schiebebühne konnten Loks und Wagen entsprechend verteilt werden. Darüber hinaus zählte auch eine Wasserversorgungsanlage für die Lokomotiven zu den betriebsnotwendigen Anlagen. Ein kleiner, provisorischer Lokschuppen befand sich unmittelbar vor der Schiebebühne, östlich der Werkstatt.

Da die hannoversche Staatsbahn ihre Loks mit Koks statt mit Kohle befeuerte, errichtete man westlich der Werksanlagen an der Sandbachstraße eine bahneigene Koksbrennerei. Die für die Kokserzeugung notwendige Kohle wurde südlich von Osnabrück bei Borgloh abgebaut und per Pferdewagen an die Sandbachstraße transportiert.

Das stetig steigende Verkehrsaufkommen machte nach und nach die Erweiterung des Betriebswerkes erforderlich. Der kleine, provisorische Lokschuppen wich schon bald einem Ringlokschuppen mit zwölf Stellplätzen, die über eine Drehscheibe erreichbar waren. Ihr Durchmesser betrug 12,90 Meter.

Ab 1878 mussten die Anlagen dann abermalig erweitert werden, um den weiter wachsenden Bahnverkehr gerecht zu werden. Beispielsweise erhielt der Ringlokschuppen acht weitere Stellplätze, so dass nun 20 Loks hier abgestellt werden konnten.

Auf dem historischen Gleisplan ist zu erkennen, dass auch die Zuführung zur Werkstatt direkt über die Drehscheibe des Lokschuppens führte. Vor der Werkstatt wurden die Loks und Wagen dann mittes einer Schiebebühne auf die Werkstatt- und Aufstellgleise verteilt.

Historischer Gleisplan vom “Hannoverschen Bahnhof” in Osnabrück, einschließlich der zugehörigen Werksanlagen.

Alle in der Ost-West-Richtung verkehrenden Lokomotiven wurden in Osnabrück behandelt. Auch die Maschinen der Großherzoglichen Oldenburgischen Eisenbahn erhielten hier ihre erforderlichen Behandlungen, Abstellungen und Aufrüstungen für ihre Rückfahrt nach Oldenburg.

Ende 1914, mit der vollständigen Inbetriebnahme des neuen und größeren Bahnbetriebswerks Rbf an der Hamburger Straße, endete die Beheimatung, Wartung und Ausbesserung von Loks und Wagen an der Sandbachstraße. Die Anlagen wurden fortan nicht mehr benötigt und vollständig zurückgebaut.

Das nachstehende Bild zeigt das Gebiet des ehemaligen Werkstandortes an der Sandbachstraße, wenn man vom Haltepunkt Osnabrück-Altstadt in Richtung Hauptbahnhof schaut. Die umfangreichen Werkanlagen der hannoverschen und später preußischen Eisenbahn kann man sich heute nur noch schwerlich vorstellen. Die auf dem Foto erkennbare viergleisige und überspannte Abstellgruppe dient heute der Abstellung von Eletro- und Dieseltriebwagen.

Blick von der Station Osnabrück-Altstadt in Richtung Osten auf die heutige Abstellgruppe an der Sandbachstraße.
Am 26.12.2009 waren an der Sandbachstraße zwei FLIRT-Triebwagen der Westfalenbahn und ein LINT-Triebwagen der NordWestBahn abgestellt.

Stand der Seite: 11.02.2022

Quellen:

  • Susanne Häring und Rolf Spilker – Vorsicht an der Bahnsteigkante, der Zug fährt ab (2005)
  • Deutsche Bundesbahn – Bw Osnabrück 2 (1991)
  • Deutsche Bundesbahn – 130 Jahre Eisenbahn in Osnabrück (1985)
  • Lothar H. Hülsmann – 125 Jahre Eisenbahn in Osnabrück (1982)


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